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Von Peter Helmes

Wir haben das Leben genossen – und vernichten die Chancen der Nachkommen

Können wir eigentlich noch reinen Gewissens in den eigenen Spiegel schauen? Fett geworden, viel gereist, gut gebildet und frei – frei in Gedanken, frei in unserem Reden und (weitgehend) frei in unseren Taten. Was kostet die Welt!?! Wir dürfen sie noch genießen!

Aber wir selbst haben das Wenigste dazu beigetragen. Unsere Eltern haben das Land wieder aufgebaut und – dem einen mehr, dem anderen weniger – Wohlstand beschert. „Die Generation der Erben“ nennt man uns zutreffend, aber auch mit einem Gran Bitterkeit. Eltern haben vielleicht ´mal für ein kleines Häuschen angespart, das sie dann in irgendeiner Stadt gebaut oder gekauft haben – und dort gelebt bis zu ihrem Tod.

Doch inzwischen hat sich die Lage drumherum oftmals wesentlich geändert. Die Stadt ist gewachsen, der Wert von Grund und Boden ist abenteuerlich gestiegen – ohne unser Zutun. Wir haben das geerbt. Zum Häuschen gehörte ein Grundstück, das wir nun zum x-fachen des ursprünglichen Preises im wahrsten Sinne des Wortes versilbern konnten. Auch das Häuschen selbst ist verkauft. Wir wohnen in einer feineren Gegend auf 160 und nicht mehr auf 80 qm.

Dankbarkeit? Gegenüber wem? Wir können doch nichts für die wirtschaftliche bzw. finanzielle Entwicklung! Schon klar, ich bin kein Weltverbesserer und gönne jedem sein großes oder kleines Vermögen. Es geht also nicht um eine Dankbarkeit wegen des „Häuschens“. Nein!

Wir haben von unseren Eltern viel mehr geerbt als Materielles: nämlich

  • ein Land mit (weitgehend) freien Bürgern,

  • ein Land mit großen persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten,

  • ein Land mit einer beispiellosen sozialen Absicherung

  • ein Land mit einem beispielhaften Berufsbildungssystem

  • ein Land, in dem Religionen aller Art genauso friedlich nebeneinander bestehen können wie Atheisten und Agnostiker nebeneinander

usw. usw.

Dafür müßten wir dankbar sein – und als verantwortungsbewußte Eltern dafür sorgen, daß unsere Kinder und Kindeskinder ebenfalls unter solchen Bedingungen fortbestehen und ihr Land weiterentwickeln können. Doch weit gefehlt!

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