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Festivalprogramm mit gesellschaftlich relevanten Fragen „Das Private ist politisch“

Vom 26.-29. Juni findet das dritte „SWR Doku Festival“ in Stuttgart rund um das Metropol-Kino und das Haus der Katholischen Kirche statt, u. a. im Festivalkino: der historische Dokumentarfilm „Anniversary of the Revolution“ und „Sunset Over Hollywood“ von Uli Gaulke.

„Das Private ist politisch“, dieser Satz ist noch immer wahr. Er zieht sich wie ein roter Faden durch das diesjährige Festival. Viele Filmemacher*innen spiegeln ihr persönliches Erleben mit Geschichte und Kultur, Ökonomie und Ökologie. Ob das die Tragödien des 20. Jahrhunderts sind, wie in Thomas Heises Essay „Heimat ist ein Raum aus Zeit“, oder der Krieg im ehemaligen Jugoslawien in Anja Kofmels “Chris the Swiss” thematisiert. Die Moral des Finanzkapitalismus zeigen „Was kostet die Welt“ und „Push – Für das Grundrecht auf Wohnen“. Maryam Zaree kam in einem Gefängnis im Iran zur Welt, davon erzählt sie in „Born in Evin“. Beryl Makogo setzt sich sehr persönlich mit dem Thema Beschneidung in „In Search...“ auseinander. Was für Auswirkungen haben Herkunft und Erziehung auf die eigene Persönlichkeit? Davon handeln „Der Krieg in mir“ und „Kleine Germanen“.

 

SWR Dokufestival 2019 – das Programm

 

Der vermutlich älteste Dokumentarfilm von 1918 - ein verschollenes Juwel

Auch die Filmgeschichte hat ihren Platz im Festival. „Anniversary oft he Revolution – Jahrestag der Revolution“ ist der vermutlich älteste Dokumentarfilm überhaupt. Filmpionier Dziga Vertov hat die russische Revolution dokumentiert. Schon bald nach seiner Uraufführung 1918 in Sankt Petersburg galt der Film als verschollen. Nach jahrzehntelanger Suche und aufwändiger Restaurierung ist dieses einzigartige Dokument nun wieder in seiner ursprünglichen Fassung zu sehen.

 

138 Einreichungen für den Deutschen Dokumentarfilmpreis

138 Filme wurden in diesem Jahr für den Deutschen Dokumentarfilmpreis eingereicht. So viele wie noch nie. Das beweist, das SWR Doku Festival ist mit seiner dritten Ausgabe zu einer der wichtigsten Adressen des Dokumentarfilms geworden. Fast die Hälfte der Filme kamen dabei von Regisseurinnen. Ein Drittel waren Arbeiten von Filmemacher*innen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Auch das ist ein starkes Signal. Die Jurys mussten sich ihre schweren Nominierungs-Entscheidungen in langen Sichtungen abringen. Jetzt sind wir alle gespannt auf ihre Entscheidungen. Auch in diesem Jahr kann ich Ihnen guten Gewissens jeden einzelnen Film ans Herz legen. Ehrenwort, alle sind sie es wert, von möglichst vielen Menschen gesehen zu werden.

Nachwuchsfilm und Max Morr als neuer Moderator

Max Moor, bekannt u. a. aus der Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ im Ersten, ist neuer Moderator des SWR Doku Festivals. Er moderiert am Freitagabend auch die Verleihung, des „Deutschen Dokumentarfilmpreises“ mit seinen fünf Auszeichnungen im Gesamtwert von 37.000 Euro. Noch nie in der Geschichte des Preises haben sich so viele Filmemacherinnen und Filmemacher beworben wie 2019: 138 Filme wurden in diesem Jahr eingereicht. Fast die Hälfte der Arbeiten kamen dabei von Regisseurinnen, ein Drittel der Arbeiten stammt von Nachwuchsfilmschaffenden. Darunter auch Beryl Magokos Abschlussfilm „In Search…“, der sich mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung auseinandersetzt und mitnimmt auf eine sehr persönliche Reise. „Born in Evin“ ist die Geschichte von Regisseurin und Schauspielerin Maryam Zaree auf der Suche nach den gewaltvollen Umständen ihrer Geburt in einem der berüchtigtsten politischen Gefängnisse der Welt. Mit „Sotschi – Jenseits von Olympia“ und „Mein Herz ist groß – Jesidische Frauen in Tübingen“, beide aus dem Programm des Zentrums für Medienkompetenz Tübingen, feiern zwei Nachwuchsfilme auf dem Festival ihre Weltpremiere. Drei weitere Hochschulen stellen ihre aktuellen dokumentarischen Arbeiten vor.

Programm für Schüler*innen, Pädagogen und Hochschulen

Das Programm des SWR Doku Festival spielt aber nicht nur in den Kinos. In unserer Doku Lounge im Haus der Katholischen Kirche haben wir wieder Schulvorführungen. Dort stellt auch unser Jurymitglied Sigrid Klausmann ihre Filmreihe „199 kleine Helden“ vor. Daneben erzählen Filmemacher von ihrer Arbeit. Auch drei Hochschulen präsentieren ihre aktuellen dokumentarischen Arbeiten. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr bieten wir, zusammen mit dem Werkstatthaus Stuttgart, wieder den Workshop „Pocket Doku – Dokumentarfilm aus der Hosentasche“ für Kinder und Jugendliche an. Auch der filmpädagogische Fachtag „Wege zum Dokumentarfilm im Unterricht“ findet wieder am 28. Juni statt. Neben anderen wird dort das Friedrich-Gymnasium Freiburg seine Projektgruppe vorstellen. Dort gibt es wirklich so etwas wie das Schulfach „Dokumentarfilm“.

Große Bandbreite an Filmen

Das SWR Doku Festival zeigt die ganze Vielfalt des Dokumentarfilms. Ungewöhnliche Handschriften, animierte Dokumentarfilme, hintergründige Unterhaltung, nachdenkliche Reflektionen und vieles mehr. Die Bandbreite des Genres ist so vielfältig, bunt und originell wie das Leben selbst.
Goggo Gensch, Festivalleitung

Quelle: