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Norbert Häring: Wir bezahlen mit der Freiheit
In unserer Bezahlwelt tobt ein Krieg gegen das Bargeld. Es geht um kommerzielle Interessen und um die technologiegetriebenen Geschäftsmodelle von Mastercard, Microsoft, Apple und Co. Und es geht um die Freiheit des Individuums.
Der Wirtschaftsexperte Norbert Häring belegt, wie eine Allianz aus großen Technologie- und Finanzkonzernen, reichen Stiftungen, Regierungen und Organisationen an einem umfassenden System der digitalen finanziellen Überwachung und Kontrolle baut: Wir sind auf dem Weg in ein (vertragsungebundenes) Pay-as-you-go-System, das mittels Gesichtserkennung und Fingerabdrücken aktives Bezahlen überflüssig macht und einer globalen Weltwährung den Weg bahnt. Wer das Buch von Häring liest, weiß, warum das keine Verheißung ist.

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Mehr über den Autor

Dr. Norbert Häring, 1963 geboren, ist Wirtschaftsjournalist und Autor populärer Wirtschaftsbücher. Er schreibt für Deutschlands führende Wirtschaftstageszeitung Handelsblatt und  betreibt den Blog Geld und mehr. Der  Bestseller Ökonomie 2.0, den er gemeinsam mit Olaf Storbeck schrieb, gewann den Wirtschaftsbuchpreis 2007.  2014 wurde er mit dem Preis der Keynes-Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Die von ihm 2011 mitbegründete internationale Ökonomenvereinigung World Economics Association hat über 12.000 Mitglieder.

© Norbert Häring

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Produktbeschreibungen

Pressestimmen

20.08.2018 / Deutschlandfunk »Andruck«:

»Der Autor hat ein überzeugendes Buch geschrieben - mit vielen interessanten und auch überraschenden Einblicken. Norbert Häring präsentiert eine Menge neuer Fakten; komplizierte Zusammenhänge formuliert er verständlich. Er will Menschen aufklären. Denn seiner Meinung nach haben bei einer Auseinandersetzung mit offenem Visier die Bargeldfeinde - zumindest in Europa - schlechte Karten.« Caspar Dohmen

06.09.2018 / Blickpunkt WiSo:

»Häring nennt Namen und Fakten. Er beschreibt Zusammenhänge und Hintergründe, die erschrecken. Er hat ein gelungenes und beängstigendes Buch geschrieben – das aufrütteln soll und das hoffentlich auch tut.« Patrick Schreiner

08.10.2018 / Fairconomy:

»Norbert Härings Buch rüttelt schlafende Geister wach.« Beate Bockting

10.10.2018 / Handelsblatt Online:

»Norbert Häring gilt als streitbarer Journalist, aber mit dem Thema Bargeld kennt er sich bestens aus, und seine Thesen regen zur Diskussion an. […] Mit seinen gut recherchierten Erkenntnissen rüttelt Häring auf und wirft einen großen Stein ins Wasser.« Thorsten Giersch

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Dr. Norbert Häring ist Wirtschaftsjournalist und Autor populärer Wirtschaftsbücher. Er schreibt für das Handelsblatt und betreibt den Blog "Geld und mehr". 2014 wurde er mit dem Preis der Keynes-Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Die von ihm 2011 mitbegründete internationale Ökonomenvereinigung World Economics Association hat über 12 000 Mitglieder. 2016 veröffentlichte er das Buch "Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen".

Leseprobe.

(Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.)

Einführung und Überblick

Die Zukunft des Bezahlens ist 2018 in der Gegenwart angekommen. In Seattle, an der Westküste der USA, eröffnete das erste Amazon-Go-Ladengeschäft für die Allgemeinheit. Wer dort einkauft, braucht dank "modernster Einkaufstechnologie" nicht mehr Schlange zu stehen. Kunden müssen nur einmal die zugehörige App kostenlos auf ihr Smartphone herunterladen. Danach können sie sich nach Belieben im Laden bedienen, ihre Auswahl an Produkten aus dem Regal nehmen, in ihre Tasche packen und wieder gehen. Alles Weitere macht die Technik. Wenn ein Kunde zum Beispiel Marmelade in seine Tasche gelegt hat und dann feststellt, dass er doch lieber Honig hätte, legt er die Marmelade einfach wieder zurück ins Regal. Die Amazon-Überwachungstechnik registriert das und streicht die Marmelade wieder von der Rechnung. Kurz nachdem der Kunde den Laden verlassen hat, ohne von irgendwelchen Kassierern oder Ladendetektiven behelligt worden zu sein, bekommt er eine Rechnung auf sein Smartphone und das Geld wird vom Amazon-Konto abgebucht.
Bequemer geht es kaum. Das aktive Bezahlen ist in dieser Konsumutopie, die gerade Realität wird, abgeschafft. Das Abkassieren geht automatisch ohne unsere Beteiligung. Wir müssen nicht einmal mehr eine Karte zücken oder eine Unterschrift leisten. Der Verkäufer und derjenige, der unser Geld verwaltet, werden eins. Wohin die Reise gehen soll, ist klar - und sie geht weit über die Amazon-Welt hinaus: Alle Bequemlichkeit ist auf unserer Seite, alle Macht auf der anderen.
In China wird gerade eine andere Utopie Realität. Geld als Haupttriebfeder und Belohnung des wirtschaftlichen Handelns wird abgelöst von penibel gemessener Tugendhaftigkeit. Die Regierung führt ein umfassendes System zur Bewertung ihrer Bürger ein. Wer von den Kameras mit Gesichtserkennung dabei ertappt wird, dass er bei Rot über die Ampel geht, bekommt Punkte vom Sozialpunktekonto abgezogen. Wer Kunden besonders freundlich bedient, bekommt welche dazu. Wer zu wenige Sozialpunkte auf dem Konto hat, kann sich kein Ticket für einen Flug oder den Schnellzug mehr kaufen und auch keine schöne Wohnung mehr mieten oder gar erwerben. Bezahlt wird mit den Allround-Apps WeChat oder Alipay, die man sich wie eine Kombination von Facebook, Google, WhatsApp und Amazon vorstellen kann. Da WeChat mit Gesichtserkennung und weiteren biometrischen Merkmalen operiert und eng mit der Regierung zusammenarbeitet, fungiert die App inzwischen sogar als amtlicher Identitätsnachweis. WeChat registriert und speichert alles, was die Teilnehmer mit ihrem Geld machen, und kooperiert mit den Sozialpunktebehörden. Wer den halben Tag Computerspiele spielt oder eine Rechnung nicht bezahlt, hat schlechte Karten. So schön die Vorstellung ist, dass tugendhaftes Verhalten mehr gewürdigt wird als der schnöde Mammon: Wenn eine kommunistische Einheitspartei verbindlich für alle vorschreibt, was gutes und was schlechtes Verhalten ist, und das auch noch überwachen und sanktionieren kann, dann ist das eine totalitäre Gesellschaft ohne individuelle Freiheit.
Ganz anders die schöne neue Bezahlwelt der Amazon-Go-Gesellschaft - zumindest auf den ersten Blick. Hier schreibt uns keine Obrigkeit vor, wie wir uns verhalten sollen, solange wir uns im Rahmen der Gesetze bewegen. Aber auf den zweiten Blick ist die Schnittmenge mit dem chinesischen Sozialpunktesystem unangenehm groß: Grundlage beider Systeme ist die zuverlässige automatische Identifizierung der Handelnden und die lückenlose automatische Überwachung ihres Handelns. In den chinesischen Städten erfassen Kameras mit Gesichtserkennungssoftware die Passanten auf Schritt und Tritt, genauso wie im Amazon-Go-Laden.
Amazon Go ist nur ein besonders fortschrittliches Beispiel der Pay as you go-Bezahlwelt, bei der immer stärker einzelne Handlungen und Nutzungen überwacht und automatisch abgerechnet werden. Bei Amazon Go ist jeder Griff ins Regal eine Kaufhandlung und muss entsprechend überwacht und abgerechnet werden. Das ist ganz klar der Weg, auf den wir als Gesellschaft geschickt werden. Man verkauft uns kein Computerprogramm mehr, über das wir frei verfügen können. Stattdessen sollen wir Programme mieten, die in der Cloud, also auf fremden Computern, laufen. Entsprechend wird alles, was wir damit machen, gespeichert und überwacht. Bei Bedarf kann unser Zugang blockiert werden. Wir kaufen kein Fahrrad mehr, sondern nutzen Leihfahrräder und zahlen automatisch pro Kilometer oder Stunde. Statt Steuern für Autobahnen zu zahlen, wird uns für jeden gefahrenen Kilometer Geld abgezogen. Wir besitzen kein Auto mehr, sondern mieten Autos nach Bedarf, mit oder ohne Fahrer, minuten- oder kilometerweise. Die Zahl der Beispiele steigt Monat für Monat. Bald werden wir auf Schritt und Klick kleine Bezahlvorgänge auslösen und es kaum bemerken.
Diese Pay as you go-Bezahlwelt braucht und bewirkt die gleiche totale Überwachung, wie sie in China bereits vorangetrieben wird. Sie macht das Individuum, das nichts mehr körperlich besitzt und also auch nicht mehr uneingeschränkt darüber verfügen kann, abhängig von denjenigen, die die Kontrolle über seine Bücher haben. Wenn sie entscheiden, dass jemand nicht mehr genug finanzielle Ansprüche hat oder auf andere Weise das Recht verwirkt hat, sein digitales Geld für die Miete von Dingen einzusetzen, die andere besitzen, wird das Individuum völlig handlungsunfähig. So wie Joe Chip in Philip K. Dicks Zukunftsroman Ubik aus dem Jahr 1966, der seine Wohnung nicht mehr verlassen kann, bis jemand die Tür dafür bezahlt, sich zu öffnen. Die geniale Vorstellungskraft von Dick, der mit der Romanvorlage für den Film Blade Runner berühmt wurde, lässt sich daran ermessen, dass damals das Bezahlen mit Buchgeld noch bei Weitem nicht die Norm war und der Begriff Sharing Economy erst ein halbes Jahrhundert später auf-tauchte.
Dank automatischer Gesichtserkennung und ähnlichen Techniken zur Umsetzung des Pay as you go-Systems verschmilzt die reale, analoge Welt mit der digitalen. Jeder unserer Schritte in der realen Welt wird mit digitalen Daten nachgebildet und gespeichert. Diese Daten werden zu umfassenden Persönlichkeitsprofilen zusammengeführt, die sich jeder kaufen kann, der das Geld dafür hat, vom potenziellen Arbeitgeber bis zum potenziellen Kreditgeber oder Vermieter. Anders als in China werden bei uns die Daten und die Beeinflussungsmöglichkeiten (noch) nicht so sehr genutzt, um die Menschen zu gesellschaftlich erwünschtem Verhalten zu erziehen. Es geht vor allem darum, sie zu noch besseren Konsumenten zu machen. Aber es gibt auch schon einige Anwendungen in Richtung des chinesischen Modells.
Dass die neuen digitalen Bezahlverfahren so viele Daten produzieren und so viele sensible Daten von uns verlangen, ist die Hauptattraktion für diejenigen, die diese Systeme einführen wollen. Hier ziehen Regierungen, die ihre Bevölkerung überwachen möchten, mit Konzernen an einem Strang, die zuverlässige Daten haben wollen. Das setzt voraus, dass beide uns in der digitalen Welt jederzeit genau identifizieren können. Hier trifft es sich gut, dass man für die Pay as you go-Welt genau diese Totalüberwachung aus vermeintlich harmlosen Gründen braucht. So werden die neuen Bezahlverfahren als einer der Haupttreiber für die Einführung und Ausweitung biometrischer Identifizierung im Alltag genutzt - durch Fingerabdrücke, Gesichtserkennung und künftig vielleicht sogar DNA. Das geschieht absichtsvoll, systematisch und weltweit, wie ich in diesem Buch zeigen werde.
Dem einen sin Uhl, dem andern sin Nachtigall
Solange jede zweite Transaktion mit Bargeld ausgeführt wird, ist ein umfassendes digitales Abbild davon, was die Bevölkerung tut, kaum möglich. Die hartnäckige Vorliebe der Menschen für Bares hält den Weg in die Pay as you go-Welt auf. Diese Vorliebe ist gut begründet. Denn auch wenn die Gegner des Bargelds viel Mühe darauf verwenden, es ana-chronistisch erscheinen zu lassen, hat es doch viele Vorteile für...

Top-Kundenrezensionen

Matthias Blum

Informativ, beängstigend, motivierend

Häring beschreibt den Trend in Richtung einer globalen Datenbank, die alle Zahlungen enthält und durch biotmetrische Merkmale mit uns verknüpft ist.
Dies ist nicht bloss technischer Fortschritt, es wird schrittweise durchgesetzt vor allem von VISA, Mastercard und der Gates-Stiftung in Zusammenarbeit mit den Großen im Silicon Valley. Dies ist keine Verschwörungstheorie, man sagt es ganz offen. Einer der Stichwortgeber hat sogar ein Buch darüber geschrieben warum und wie man das Bargeld, das dem im Weg steht, schrittweise loswerden kann: Kenneth Rogoff / Curse of Cash (Das habe ich auch gelesen, ist eher was für Streber. Wer einen blassen Schimmer von VWL oder Geldwäsche hat merkt, dass seine Argumentation dünn ist).

Da geht es zunächst um Profit, langfristig jedoch um Macht. So viel Macht, dass man die Demokratie in der Pfeife rauchen kann wenn die ihren Willen bekommen. Dass die Silicon-Valley-Größen davon nicht viel halten lassen sie ja gelegentlich durchblicken.

Es hat eine gewisse Ironie das Buch bei Amazon gekauft zu haben,

das wird einem beim Lesen klar ;)

 

 

 

Prof. Dr. Dr. Helge Peukert

Die Buchsensation zur Bargeldabschaffung

Angesichts der Assoziation des Buchtitels mit Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ und des etwas reißerischen Untertitels fragt man sich besorgt, ob Häring nach seinem fundierten Buch Die Abschaffung des Bargeldes und die Folgen (2016) nunmehr ins Lager geistesschwacher Verschwörungs“theoretiker“ abgedriftet ist. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch ist eine Sensation! Es beruht auf hunderten von dokumentierten Quellen und dem sorgsamen Zusammenfügen verstreuter und oft versteckter Mosaiksteine, die zu einem Gesamtbild zusammenzufügt werden. Das Buch liest sich wie ein Krimi, auf dessen globalem Tatort entgegen üblichen Krimis wir Durchschnittsbürger die Opfer sind, die üblichen, im öffentlichen Auftrag handelnden Tatermittler eher den Tätern zuzurechnen sind und bis dato kein guter Ausgang zu erwarten ist.

Worum geht es in diesem faktenreichen Thriller? Er beginnt mit Amazon-Go-Läden, wo eine automatische Personenerkennung den Bezahlvorgang bequem vereinfacht. Szenenwechsel: In China (u.a. mit freundlicher Unterstützung von WeChat und Alipay, aber auch Baidu, Alibaba und Tencent, siehe Kapitel 4) werden flächendeckend Kameras mit Gesichtserkennung eingesetzt und die Chinesen auf Schritt und Tritt auch im Alltag überwacht. Ihr Verhalten wird ständig bewertet und daraufhin Vergünstigungen (z.B. niedrigere Kreditzinsen) gewährt oder Einschränkungen erzwungen, bis hin zur Verweigerung von Flugtickets. Dies soll und wird wohl dazu führen, dass die Menschen ihr Verhalten von vornherein angepasst und regelkonform ausrichten werden (der sogenannte Chilling-Effekt). Doch warum sollte dies in westlichen Ländern und in Europa, man denkt unwillkürlich zunächst an zurzeit demokratische Spielregeln außer Kraft setzende Länder wie Polen und Ungarn, nicht den gleichen Effekt haben?
Ob in Ost oder West, im chinesischen Sozialismus oder im amerikanischen oder europäischen Kapitalismus: Der Autor stellt Zusammenhänge her, die auf eine totalitäre Gesellschaft und die elementare Bedrohung individueller Freiheit hinauslaufen. Auf Schritt und Klick wird so viel wie möglich gespeichert und werden Profile erstellt, die uns zu braven Bürgern und Konsumenten machen sollen. Natürlich nur zu unserem eigenen Vorteil: Sich wohlverhaltende Uber-Nutzer genießen Vorteile durch gute Ratings und man kann bei KfZ-Versicherungen sparen.
Zwar hat man von diesen Entwicklungen schon hier und da gehört, aber der Autor belegt überzeugend, dass diese an vielen Ecken voranschreitenden Kontrollen absichtsvoll, systematisch und weltweit vorangetrieben werden und Regierungen, die ihre Bevölkerung - trotz oft großspuriger Handels- und sonstiger Freiheitsrhetorik - überwachen wollen und v.a. multinationale Konzerne hierbei an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, an die Daten der Menschen zu kommen.
Bargeldloses Bezahlen mit einem Datenfußabdruck ist für Datensammelsüchtige letztlich unentbehrlich: Der ach so sichere Internet-Bezahldienst PayPal listet auf mehreren Dutzend Seiten Unternehmen auf, an die die Daten der Nutzer ggf. weitergereicht werden. Überhaupt werden bei Kreditkartenzahlungen automatisch Zuordnungen der Produktkategorie vorgenommen, die erkennen lassen, ob z.B. über den Gesundheitsstatus oder seine sexuellen Vorlieben. Die sogenannten Sicherheitsorgane können ebenfalls reiche Ernte einfahren: der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr vermittels SWIFT kann laut Edward Snowden nicht nur von amerikanischen Geheimdiensten angezapft werden. So entstehen ganz neuartige „Öffentlich-private Partnerschaften“ (ÖPP).
Die Vorteile des Bargeldes werden vom Autor in der Einführung übersichtlich z.B. hinsichtlich Anonymität, Kostengünstigkeit usw. aufgelistet. Doch von der Abschaffung des Bargeldes profitiere eine Phalanx einflussreicher Akteure: Banken, Zahlungsabwickler, IT-Unternehmen, der Staat und viele Händler, aber selbstverständlich auch die Geheimdienste und Sicherheitsbehörden. Natürlich können auch Kriminelle Bargeld zur Verschleierung nutzen, aber nicht zuletzt die laxe politische Reaktion auf die Panama-Papers zeige, dass dieses oft von den Bargeldabschaffern ins Schaufernster gestellte Argument eher als Nebelkerze dient.
Die Banken würden über die Bargeldabschaffung jubilieren. Visa, Microsoft und Vodafone verdienen nichts an Bargeldtransaktionen, sehr wohl aber an elektronischen Bezahlvorgängen. Für Alphabet (Google), Amazon, Apple und Facebook, sind Daten über Finanztransaktionen von unschätzbarem Wert, nicht zuletzt dank der datenbasierten Möglichkeit, durch individualisierte Preisgestaltung eine noch bessere Gewinnmaximierung betreiben zu können.
Härings starke These lautet: Diese Interesseneinheitsfront betreibt eine gigantische, weltweit koordinierte Kampagne zur Abschaffung des Bargeldes. „Betrieben werden diese Kampagnen von der G20-Gruppe der wichtigsten Industrienationen, angeführt von der US-Regierung und im Konzert mit großen US-Konzernen und deren Stiftungen. Sie alle haben gemeinsam eine Globale Partnerschaft für finanzielle Inklusion gebildet. Deren Ziel ist es, die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und die biometrisch-digitale Erfassung aller Bürger weltweit durchzusetzen. Einbezogen in diese Partnerschaft ist eine ganze Batterie öffentlich-rechtlicher Allianzen, darunter die Besser-als-Bargeld-Allianz, mit Mastercard, Visa, der Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates und dem US-Außenministerium als Kernmitgliedern“ (S. 17).
Flankiert werden diese Bestrebungen in unterschiedlicher Form, aber immer mit dem gleichen Ziel u.a. durch den IWF, das Omidyar Network des gleichnamigen Ebay-Gründers, der Ford-Stiftung, der US-Entwicklungsbehörde USAID und dem Weltwirtschaftsforum (WEF. Mit von der Partie sind neben diesen Institutionen oft halböffentliche Regulierungs-Schattenmächte (mit geheimnisvollen Abkürzungen wie FATF, CPMI, BTCA, AFI, CGAP und vielen anderen) und die Wirtschaftswissenschaften, vertreten durch Harvard-Professoren wie Larry Summers und Ken Rogoff und dem Citi-Chefvolkswirt Willem Buiter. Hinzu kommen „gekaufte Studien“ z.B. von McKinsey und der Boston Consulting Group sowie Millionenspenden der Gates-Stiftung für bargeldfeindliche Forschungen an Universitäten und andere Forschungsreinrichtungen in aller Welt, die Häring nachprüfbar anführt.
Er belegt mit unzähligen Zitaten, Literaturbelegen und Hinweisen auf personelle Verflechtungen, wie durch Zuckerbrot und Peitsche Entwicklungs- bzw. Schwellenländer wie Kenia (Vodafones M-Pesa), Malawi, Kolumbien, Nigeria, Ruanda, die Philippinen, Mexiko und Bangladesch unter dem Vorwand finanzieller Inklusion der „Armen“ unter teils recht rüdem Vorgehen bargeldfrei gemacht werden (sollen). Es gelang, rund 100 Notenbanker aus armen Ländern anzulocken. „Sie werden mit Geld von Gates, Weltbank und Co. und mit technischer Hilfe von Unternehmen wie Mastercard, Visa und Vodafone dabei unterstützt, den Zahlungsverkehr zu digitalisieren und das Bargeld zurückzudrängen … Die teilnehmenden Notenbanken müssen als Gegenleistung Selbstverpflichtungen abgeben und sich in Sachen Regulierung und Marktöffnung nach den Vorgaben von Gates und Washington richten“ (S. 54). Auch die deutsche GIZ ist in nicht unerheblichem Umfang mit technischem Support dabei. So wird das mit alleine von der Gates-Stiftung mit drei Millionen Dollar unterstützte bargeldloses Zahlen über Iris-Scans an den über eine Million zählenden Flüchtlingen in den jordanischen Lagern getestet, die sich dem nicht entziehen können.
Und in Europa und in Deutschland? Am Bahnhof Südkreuz in Berlin wird schon einmal die automatische Gesichtserkennung an 300 Freiwilligen erprobt, die als Geschenk tatsächlich Amazon-Gutscheine erhalten. Schweden, wo viele Bankfilialen kein Bargeld mehr annehmen und die Bankomaten abgebaut werden, dienst als europäischer Testfall für eine bereits weit fortgeschrittene Abschaffung des Bargeldes. In Europa stirbt die Freiheit der Bargeldanonymität im Allgemeinen eher graduell und still und leise, z.B. durch die Abschaffung des 500-Euro-Scheins, die Einführung von Barzahlungsobergrenzen (besonders ausgeprägt in Griechenland) usw. Und die deutschen staatstragenden Parteien und die Deutsche Bundesbank geben gelegentliche, wenn auch eher halbherzige Treuschwüre für das Bargeld ab, arbeiten aber in den internationalen, halböffentlichen Schattenorganisationen brav mit.
Häring zeigt anhand vieler Beispiele, dass auch die EU-Kommission durch Verordnungsentwürfe zur Behandlung von Barmitteln durch den Zoll an EU-Grenzen, durch die Ergänzung der vierten EU-Geldwäscherichtlinie usw. de facto mit am großen Rad der Bargeldabschaffung drehen.
Angesichts „einseitig gefütterter Medien“ und „kreativer Rechtsverdrehungen“ auch hierzulande sollte man keine allzu großen Hoffnungen auf die Medien und das Rechtssystem verschwenden, obwohl nach wie vor bis in die europäischen Verträge hinein Bargeld als einziges, allumfängliches gesetzliches Zahlungsmittel gilt, was immerhin einen Hoffnungsanker und Bezugspunkt der Gegenwehr setzt. In klaren Worten demystifiziert er die Hoffnungen auf die Blockchaintechnologie und Kryptowährungen, die beizeiten von den großen Marktmachern wie Amazon wie üblich aufgekauft werden dürften und neben anderen Schwachpunkten doch nur Pseudoanonymität bieten. Auch der Hoffnung auf elektronisches Zentralbankgeld für jedermann zieht er in Kapitel fünf den Zahn.
Jenseits üblicher ideologischer Frontlinien, z.B. zwischen links und rechts oder traditionsorientierten Lokalisten und flexiblen Internationalisten gelte es Druck auf Politik, Recht, Medien und Wirtschaft auszuüben, damit sich nicht der Traum der marktbeherrschenden Amazons & Co. erfüllt, weitere, bisher staatliche Aufgaben zu übernehmen und Staaten durch „Netzwerke“ zu ersetzen. Der Endpunkt einer solchen Entwicklung könnte in der Einführung z.B. eines Amazon-Dollars oder mehrerer privater Welt(parallel)währungen bestehen, um dann totale Persönlichkeitsprofile erstellen und eine Rundumkontrolle ausüben zu können. Ein solches „Schönes neues Geld“ wäre wohl in der Tat das Ende der Demokratie, für die Häring durch seine Aufdeckungen und Herstellen von Zusammenhängen in seinem neuen Buch kämpft.

Christian Döring

Das Buch ist genial, aber beim Lesen wird mir schlecht !!!

Was Norbert Häring hier beschreibt u.a. aus Amerika und China liest sich seitenweise wie ein Krimi,
aber was daran deutlich wird, ist eigentlich der Untergang meiner Freiheit, wenn nicht gar der Demokratie.

Wer das für eine Übertreibung hält, der sollte unbedingt dieses Buch lesen!

Wer meint, die Ausführungen des Autors entspringen einem Jules-Verne-Buch der irrt. Norbert Häring
überzeugt durch zahlreiche Beispiele und durch genaue Quellenangaben. Und wer meint, dass das bargeldlose Zeitalter an Deutschland vorbeigeht, der sollte besonders genau die Seiten lesen, in denen Häring Vorläufer und erste Anzeichen in Deutschland ausmacht.

Gehen wir tatsächlich dem bargeldlosen Zeitalter entgegen ?

Was geben wir damit auf und was bekommen wir dafür ?

Warum ist das für die, die ein Interesse an einer bargeldlosen Zeit haben, so wichtig ?

Auch dazu hat Norbert Häring seine Thesen und sie klingen leider sehr plausibel. Mit meiner Bequem-
lichkeit, bin ich leicht zu ködern, merke vielleicht zunächst nichts von einer Totalüberwachung.

Wie soll ich mich gegen eine totalitäre Weltwährung wehren, wenn in der Öffentlichkeit das Thema noch nicht einmal angekommen ist ? Der Autor bringt zwar Vorschläge, die können vielleicht den Weg in den Überwachungsstaat ein wenig verzögern, verhindern können sie ihn nicht!

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