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Fortschreibung der Medienethik im digitalen Umfeld

Medienethik hat vornehmlich eine Steuerungs- und Reflexionsfunktion; zu ihren Aufgaben zählt es, medienbedingtes Verhalten – ­sowohl auf Seiten der Macher wie auch auf Seiten der Nutzer – auf seine Verantwortbarkeit hin zu untersuchen.

Die technische Weiterentwicklung des Internets, namentlich das Web 2.0, hat den Nutzern zahlreiche kommunikative, partizipative und gestalterische Möglichkeiten eröffnet, die einen kulturellen und sozialen Wandel nach sich ziehen: Die reale Welt wird zunehmend mit der informationellen und medial geprägten Umwelt verschränkt, die Beziehungen der Menschen untereinander verändern sich, der Alltag und seine Struktur werden vielfältiger, die Sozialisationsbedingen verändern sich gravierend (Aufwachsen ist bspw. nicht mehr so gut durch die Erwachsenen kontrollierbar).

Die durch den Mediatisierungsschub ausgelösten Prozesse der Beschleunigung (von medialen Äußerungen), Steigerung (von Kommunikation und Ausdifferenzierung) und Verschmelzung (von On- und Offline-Welt), die Auswirkungen auf die Informations- und Kommunikationspraxis, die eigene Konstruktion der Realität und nicht zuletzt auf die gesellschaftlichen Werte- und Normensysteme haben, machen es notwendig, die Medienethik hin zu einer DIGITALEN ETHIK fortzuschreiben, in der online-spezifische ethische Fragestellungen aufgeworfen werden, die es zu systematisieren gilt.

Zentrale Aufgabenfelder einer digitalen Ethik sind demnach:

  • ungleiche Zugangsbedingungen und Aneignungschancen (z. B. Digital Divide in globaler Sicht und durch soziale Benachteiligung in der Medienaneignung),
  • Mangel an Informationsgerechtigkeit, Autonomie und Transparenz (z. B. Datenschutz & Privatsphäre),
  • verletzendes Kommunikationsverhalten (z. B. Trolling, Cybermobbing, sexuelle Belästigung),
  • Gefährdungspotenziale durch Medieninhalte (z. B. Gewaltvideos, Hassseiten, Internetpornografie, Menschenwürdeverletzung, Suizidforen),
  • ungerechte Distributions- und Produktionsstandards (z. B. Kostenfallen, Umweltbelastung durch Computer- und Handyschrott, unwürdige Produktionsbedingungen bei der Geräteherstellung) und
  • interkulturelle Kommunikationskonflikte (z. B. im Internet verbreitete satirische Videos im religiösen Kontext).

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