Abschied

 

O Täler weit, o Höhen,
O schöner grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen,
Andächt’ger Aufenthalt !
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäft’ge Welt,
Schlag‘ noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt !

Wenn es beginnt zu tagen,
die Erde dampft und blinkt,
die Vögel lustig schlagen,
dass dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
das trübe Erdenleid,
da sollst du auferstehen,
in junger Herrlichkeit !

Da steht im Wald geschrieben,
ein stilles, ernstes Wort
von rechtem Tun und Lieben,
und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
die Worte schlicht und wahr,
und durch mein ganzes Wesen
ward’s unaussprechlich klar.

Bald werd‘ ich dich verlassen,
fremd in die Fremde geh’n,
auf buntbewegten Gassen
des Lebens Schauspiel sehn,
und mitten in dem Leben
wird deines Ernst’s Gewalt
mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.

 

Joseph von Eichendorfff (1788-1857)
oberschlesischer Dichter