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Geht es der Kirche vor allem um eine gute Presse ?

Dennoch schlüpfen kirchliche Amtsträger heute immer öfter in die Gestalt eines Berufspolitikers, der mal  Wahlempfehlungen ausspricht („AfD für Christen nicht wählbar.“ – Käßmann), mal das Löschen der Lichter am Kölner Dom als Form des politischen Widerstands unterstützt. Kirchenfunktionäre scheinen die Bandbreite des Christentums bewusst auf die Flüchtlingsthematik zu konzentrieren, mit der sie sich schließlich in Szene setzen können, sodass die Kirche zum bequemen Instrument politischen Kalküls verkommt.

Warum aber lassen sich selbst hohe kirchliche Amtsträger und studierte Theologen bereitwillig vor den Karren der Politik spannen, obwohl in den lehramtlichen Texten der Weltkirche von einer Willkommenskultur für ein Millionenheer nie die Rede war? Wie kommt es zu diesen Fehlinterpretationen? Oder stehen am Ende gar egoistische Motive hinter der Befürwortung der Massenmigration (Anerkennung, Pfründe, höhere Ämter…)? Ockenfels vermutet, dass es der Kirche vor allem um die „gute Presse“ gehe, fürchtet sie doch nach den Missbrauchsskandalisierungen um ihr Image. „Überdies geht es auch um ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für karitative Organisationen und schließlich um den Nachweis sozialer Nützlichkeit der Kirchensteuer.“            

Der vorauseilenden Korrektheit scheint es auch geschuldet, dass Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx vor gut einem Jahr ihre Kreuze ablegten, als sie den Tempelberg besuchten. Noch nicht so lange ist es her, dass der Discounter Lidl Kreuze auf Verpackungen entfernen ließ und das katholische Zentralkomitee seine Zustimmung zur Einführung eines muslimischen Feiertages gab. Am Ende bleibt die drängende Frage, warum wir unsere eigene Kultur, unseren Glauben und unsere Identitätssymbole so stark zurücknehmen und verleugnen, und uns stattdessen aus lauter Scham an fremde Kulturen anbiedern.

Als Grund benennt Ockenfels hier den fortschreitenden Säkularisierungsprozess und Werterelativismus, der eine Lücke entstehen lässt, die eine Reihe quasi-religiöser Utopien hervorbringe. Dazu zählen beispielsweise der Linksliberalismus, der Gleichheitswahn oder die Klimarettung. Anstatt sich zu ihren christlichen und naturrechtlichen Wurzeln zu bekennen und ein starkes Christentum zu formen, unterwirft sich die Kirche in ökumenischer Eintracht den zeitgeistschicken Ersatzreligionen.

Der liberale Staat, der zuvor nur die Rolle des Verwalters innehatte, entwickelt sich so zu einem therapeutischen Gesinnungsstaat (Sozialarbeiter, Menschenrechtsaktivisten, Gleichstellungsbeauftragte, Universitätsprofessoren…), der durch die politische Stärkung von Minderheiten eine Demobilisierung der Mehrheitsgesellschaft provoziert. Diese Identitätskrise scheint nun der Islam für sich nutzen zu wollen: „Das vormals christliche Europa soll für den Islam erobert werden, ein Prozess, der seit tausend Jahren in Etappen anhält. Da Europa heute jedoch weitgehend entchristlicht ist, haben diese Islamisierungsbemühungen Aussicht auf Erfolg, vor allem deshalb, weil es kaum noch eine religiös-kulturelle Widerstandsbereitschaft dagegen gibt.“

Asyl für verfolgte Christen

Ockenfels würde sich wünschen, dass alle christlichen Theologen und Moralprediger wenigstens ab und an einen Blick in den Koran oder die Scharia-Texte werfen würden. Vielleicht genüge es auch schon, sich die herrschende Realität islamischer Staaten vor Augen zu führen, um zu erkennen, dass der Islam sowohl mit unserem christlichen Selbstverständnis als auch mit unserem Grundgesetz nicht kompatibel ist, sondern stattdessen den bisher gültigen Begriff von Religion und Religionsfreiheit sprengt.

Es sei allein dem vordergründigen Kalkül von Politikern, Ökonomen und Theologen geschuldet, dass die Integrationsbereitschaft- und fähigkeit von Migranten heute vorausgesetzt werde, obwohl wir Menschen begrüßen, die größtenteils mit konträren Auffassungen zu uns kommen (frauenfeindlich, christenfeindlich, judenfeindlich, homosexuellenfeindlich, demokratiefeindlich) und weder Rücksichtnahme noch Anpassungswillen zeigen. Das erfordere laut Ockenfels eine Kontroverstheologie, die die elementaren und unüberbrückbaren Unterschiede in den Blick nimmt, die das Christentum vom Islam trennen.

Mit Besorgnis verweist Ockenfels auch auf die Christenverfolgung in den vom Islam beherrschten Gebieten, die nie schlimmer war als heute und trotz der Hilferufe der verfolgten Christen in der Öffentlichkeit kaum Gehör finde. „Für Christen müsste selbstverständlich der Schutz ihrer Glaubensgenossen im Vordergrund stehen. Und wenn dies an den Orten der Verfolgung nicht möglich ist, dann sollte man den religiös Verfolgten bevorzugt Asyl gewähren und nicht denen, die aus ökonomischen oder politischen Gründen ihr Land verlassen.

Das vormals christliche Europa sollte wenigstens noch das Signal aussenden: Nicht Muslime, sondern islamisch bedrängte und verfolgte Christen genießen bei uns bevorzugt Asyl.“ Orientalischen Christen stattdessen das Martyrium zu empfehlen, hält Ockenfels für zynisch.

Genau diese Handlungsempfehlung bekommen wir allerdings heutzutage von Geistlichen an die Hand gegeben, die die Überwindung des Islams und die Überlegenheit des Christentums darin sehen, auch noch die andere Wange hinzuhalten. Die Bergpredigt Jesu sei aber gar keine rechtlich-politische Handlungsanweisung, stellt Ockenfels klar. Trotz aller persönlicher Feindesliebe sei Widerstand geboten, nicht nur aus naturrechtlicher Notwehr und Nothilfe, sondern auch aus christlicher Pflicht: „Wir können uns einer solchen Religion nicht unterwerfen. Die allgemeine Harmonie herrscht vielleicht im Himmelreich. Auf Erden steht sie eher für einen faulen Frieden mit totalitärem Charakter.“

Mittlerweile ist es nicht mehr lange bis Heiligabend. Ich weiß schon jetzt, wie unser Weihnachtsbaum aussehen wird, was ich anziehe und auch, was es zu essen gibt. Aber nicht, ob ich dieses Jahr in den Gottesdienst gehen werde.

Marei Bestek (27) wohnt in Köln und hat Medienkommunikation & Journalismus studiert.

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