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Durch unablässiges Einhämmern kann man die Menschen alles glauben machen, auch das Gegenteil vom Gegenteil,

kurzum jede Falschmeldung:

  • daß der Mensch vom Affen abstammt (Darwin),

  • daß die Religion Opium für das Volk ist (Marx),

  • daß die Juden auszumerzen sind (Nationalsozialismus),

  • daß die Antikommunisten auszurotten sind (Stalinismus),

  • daß die Homosexualität zu propagieren

  • und die Abtreibung eine gute Sache ist,

  • ebenso die Euthanasie,

und neuerdings,

  • daß die „ökologische Umkehr“ etwas Unerläßliches ist.

 

So macht man im Zeitalter der relativistischen Diktatur – eine Lüge nach der anderen – auch den großen Heiligen, John Henry Kardinal Newman (1801–1890), der wie ein Titan gegen den Liberalismus kämpfte, zu einem Liberalen.

So geschehen im Osservatore Romano am Vortag zu dessen Heiligsprechung am vergangen 13. Oktober aus dem Mund von Prinz Charles, Fürst von Wales und Erstgeborener von Königin Elisabeth II., dem Oberhaupt der Anglikanischen Kirche:

„Newman repräsentierte das Geistesleben gegen die Kräfte, die die Menschenwürde und das menschliche Schicksal herabsetzten. In der Epoche, in der er zur Heiligkeit gelangt, ist sein Beispiel notwendiger denn je: für die Art und Weise, wie er es so gut verstand, zu verteidigen,  ohne zu beschuldigen, im Widerspruch zu sein, ohne es an Respekt fehlen zu lassen, und vielleicht vor allem für die Art und Weise, mit der er die Unterschiede als Orte der Begegnung und nicht der Ausgrenzung zu sehen wußte.“

Fälschungen sind für Diktaturen und Totalitarismen eine unverzichtbare Aktivität, sonst wären sie keine.


Der Theologe Newman,

der ein ganzes Leben mit Studium und Gebet verbrachte und nur darauf abzielte, die einzige von Christus geoffenbarte Wahrheit zu finden,

bekehrte sich durch einen verschlungenen und schmerzhaften, intellektuellen und spirituellen Weg,

(es gab einen langen Moment, in dem er aus eigener Entscheidung von allen isoliert war)

der ihn zum Glauben der Heiligen Römischen Kirche führte.

Seinen Sieg erlangte er glücklich, wie aus seinen Schriften gesichert hervorgeht:

  • vom Aberglauben zum Calvinisten,

  • vom Calvinisten zum Anglikaner,

  • vom Anglikaner zum Katholiken.

Der Osservatore Romano hingegen skizziert Newman als einen Liberalen mit dem ökumenischen und globalistischen Geist des heutigen, ideologisierten Vatikans, der nicht mehr in der Lage ist, die Seelen zu nähren.

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„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,31–32), wie es bei dem heiligen Kardinal der Fall war.

Er wies jede Art von Relativismus von sich, gerade weil er ein unerbittlicher Gegner des Liberalismus war:

„Ich zögere nicht, zu sagen“, schrieb Ratzinger, „daß die Wahrheit im Mittelpunkt seiner geistlichen Suche steht: Das Gewissen ist für ihn zentral, weil die Wahrheit es ist.

Mit anderen Worten: Die Zentralität des Gewissensverständnisses bei Newman rührt vom Verständnis der Wahrheit her und kann nur auf dessen Grundlage verstanden werden“
(Cielo e terra. Riflessioni su politica e fede, Piemme, Casale Monferrato 1997, S. 32).

Deshalb rief er sie von den Dächern, als er die Wahrheit gefunden hatte – die des katholischen Gottes, der ihn zum inneren Frieden führte. Sicher und entschlossen zeigte er mit Argumenten auf, die für den heutigen Menschen verständlich sind,

daß es eine untrennbare Verbindung zwischen der katholischen Wahrheit, der Wissenschaft und dem Gewissen gibt, und daß es kein Nachgeben gegenüber der Willkür und dem Relativismus geben kann.

 

Unter Gewissen versteht Newman nicht das subjektive (das eigene Vergnügen), sondern das objektive, also die Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheit.
Das Gewissen ist daher die Fähigkeit des Menschen, die Wahrheit zu erkennen und demütig anzunehmen.

In seinem berühmten Brief an den Herzog von Norfolk von 1874, mit dem berühmten Trinkspruch, „zuerst auf das Gewissen, dann auf den Papst!“ anzustoßen, bringt er sein Verständnis vom Gewissen klar zum Ausdruck:

„Das Gewissen hat Rechte, weil es Pflichten hat, aber heutzutage bestehen das Recht und die Gewissensfreiheit für einen Gutteil der Leute gerade darin, sich des Gewissens zu entledigen, den Gesetzgeber und Richter zu ignorieren, unabhängig zu sein von Verpflichtungen, die man nicht sieht… Das Gewissen ist ein strenger Ratgeber, aber in diesem Jahrhundert wurde es von einer Fälschung ersetzt, von der die vergangenen 18 Jahrhunderte nie etwas gehört hatten, oder von der sie, hätten sie davon gehört, sich nie betrügen hätten lassen: das Recht nach eigenem Belieben zu handeln.“

Es ist genau dieses Verständnis, das ihn dazu veranlaßt, zuerst auf das Gewissen anzustoßen – das durch die Vernunft des Glaubens und die Erleuchtung desselben im Gewissen entstanden ist – und dann erst auf den Papst.

Der Papst als Stellvertreter Christi und Hüter des depositum fidei ist gehalten, sich der Wahrheit Christi unterzuordnen, die seinem Gewissen eigen ist, und dadurch zum Verteidiger der Wahrheit zu werden.

Den heiligen John Henry Newman zu verfälschen, heißt das Evangelium, die Apostel und die Kirchenväter zu verfälschen und sich dem Liberalismus zu unterwerfen, den er diagnostiziert, angeklagt und besiegt hat – und das allein durch eine ihrer Pflichten bewußte Kirche.

 

 

*Cristina Siccardi, ( Bücher bei Amazon.de )

Historikerin, die Mutter von zwei Kindern studierte Italianistik mit dem Schwerpunkt Literaturgeschichte und arbeitete mit zahlreichen Medien zusammen, darunter den Osservatore Romano, La Stampa und Avvenire.

Sie schreibt regelmäßig für Radici Cristiane und Corrispondenza Romana und wirkt an Radio Roma libera und Radio Buon Consiglio mit.

Sie ist Mitglied mehrerer Akademien und wurde 2007 mit dem Premio Bonifacio VIII ausgezeichnet.

Zu ihren jüngsten Büchern zählen

  • Don Bosco mistico. Una vita tra cielo e terra“ (Der Mystiker Don Bosco. Ein Leben zwischen Himmel und Erde), 2017; 2019 ist ihre Biographie

  • San Francesco. Una delle figure più deformate della storia“ (Der heilige Franziskus. Eine der am meisten verzerrten Figuren der Geschichte) und soeben eine Neuauflage ihres 2010 veröffentlichten Buches

  • Lo specchio del Cardinale Newman. Un Santo contro la religione del mondo“ (Der Spiegel von Kardinal Newman. Ein Heiliger gegen die Religion der Welt) erschienen.

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Quelle:

 

Siehe dazu auch: