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Diese Gelegenheit konnte sich die "Botschafterin für das Lutherjahr 2017" nicht entgehen lassen. Margot Käßmann hat uns ein schönes Osterei beschert. In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" antwortet sie auf die Frage, was Jesus zum Terror von heute sagen würde.

"Jesus hat eine Herausforderung hinterlassen: Liebet eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen! Er hat sich nicht verführen lassen, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten. Für Terroristen, die meinen, dass Menschen im Namen Gottes töten dürfen, ist das die größte Provokation. Wir sollten versuchen, den Terroristen mit Beten und Liebe zu begegnen."

Noch steigen die Opferzahlen in Brüssel, weil viele Schwerverletzte auf den Intensivstationen es nicht schaffen. Und gerade hat ein 28-jähriger muslimischer Religionslehrer im pakistanischen Lahore Dutzende christliche Frauen und Kinder mit einer Bombe auf einem Kinderspielplatz in den Tod gerissen. Da klingen die Worte der Promi-Protestantin umso dreister und hohler.

Dabei hat Käßmann durchaus recht, wenn sie sagt, der Terrorist sei ein angstbesetztes Wesen, das in vielerlei Weise dem freien Menschen unterlegen ist. Auch verweist sie fast im Salman Rushdieschen Sinne auf ein angstfreies Leben in unseren Gesellschaften, das der terroristischen Bedrohung Freude und Stolz, auch Trotz, Kaffeehausbesuche, Miniröcke und Fußballspiele entgegensetzt. Diese Reaktionen gab es nach den Paris-Attentaten vom letzten Herbst, weniger schon in Brüssel.

Im Sanktuarium der Kirche

Man könnte also das "Beten und Lieben" durchaus mit Angstfreiheit und Unverzagtheit vergleichen. Durchaus. Und daran ist als innerer Einstellung der einzelnen Menschen, seien sie nun Christen, Juden, Muslime oder Atheisten, nichts zu bemängeln. Doch klingt bei Käßmann, wie schon so oft, neben dem protestantischen Ethos eine Vergötzung pazifistischen, also gewaltfreien Denkens an, das sich einfach nicht verallgemeinern lässt.

Der Einzelne mag so handeln, ein Staat aber muss seine Bürger vor Gefahr schützen, polizeilich, juristisch und militärisch. Er muss präventiv agieren und wenn dies nicht gelingt, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Recht und Ordnung wiederherstellen. Also auch sühnen und bestrafen, um der Abschreckung und Läuterung willen. Daran ist nichts verwerflich.

Ein Gandhi agierte gegen eine zivile Kolonialmacht wie die Briten, ein Martin Luther King mahnte Diskriminierung in einem Rechtsstaat wie dem amerikanischen an. Das war deren Kontext. Doch einen Hitler oder Stalin konnte man nicht mit pazifistischen Mitteln besiegen.

Genauso wenig wie die Taliban in Afghanistan – und nun die islamistischen Terroristen. Käßmann verharmlost diese Gefahr auf selbstgerechte Art und Weise, dass man unweigerlich an Houllebeqs "Unterwerfung" denken muss. Im Sanktuarium der Kirche mögen derartige Gedanken Trost spenden. Draußen aber bläst uns der Wind des Bösen ins Gesicht.

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