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Wokeness und Cancel Culture sind Ausdruck einer Ideologie, deren Wurzeln sich nachvollziehen lassen und die den Westen und sein christliches Erbe haßt.

Von Roberto de Mattei*

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Das sind keine Dummheiten, sondern Konsequenzen, die einer Weltanschauung entsprechen, die das historische Gedächtnis des Westens und insbesondere seine christlichen Wurzeln ablehnt.

Doch die Kultur, die der Ausdruck der geistigen und intellektuellen Fähigkeiten des Menschen ist, braucht, um sich zu entwickeln, ein Gedächtnis, das bewahrt und weitergibt, was der Mensch in der Geschichte bereits hervorgebracht hat. Das Gedächtnis ist das Wissen um die eigenen Wurzeln und die Früchte, die diese Wurzeln hervorgebracht haben.

Die Treue des Gedächtnisses“, so der deutsche Philosoph Josef Pieper, „bedeutet in der Tat, dass es die realen Dinge und Ereignisse ‚bewahrt‘, wie sie wirklich sind und waren. Die Verfälschung des Gedächtnisses durch das Ja oder Nein des Willens, die der Wirklichkeit widerspricht, ist der wahre und eigentliche Ruin des Gedächtnisses, denn sie widerspricht seiner eigentlichen Natur, die darin besteht, die Wahrheit der wirklichen Dinge zu ‚bewahren‘ 
(zitiert nach der italienischen Ausgabe von Traktat über die Klugheit, Heidelberg 1937: La prudenza, Morcelliana, Brescia 1999, S. 38).

Um sich durchsetzen zu können, muß die Lüge die Wahrheit zerstören, die im Gedächtnis enthalten ist. Deshalb ist die Auslöschung des Gedächtnisses, das die Wahrheit der Geschichte enthält, ein Verbrechen gegen die Menschheit, und die woke Revolution ist ein Ausdruck davon. Wokeness entwickelt sich im Westen, um den Westen zu zerstören, aber sie hat nichts mit der Geschichte und der Identität unserer Zivilisation zu tun, zu der sie ein radikales Gegenbild darstellt. Die Verächter des Westens, die sich von Rezepten wie dem islamischen Eurabien, dem dritten Rom Moskaus oder dem chinesischen Neokommunismus verführen lassen, begeben sich auf einen selbstmörderischen Weg.

Die Woke-Ideologie ist das letzte Stadium einer Krankheit, die aus der Ferne kommt und nicht durch Unterdrückung der Kranken geheilt werden kann.

Wokeness und Cancel Culture sind nicht der Todesakt des Westens, sondern die Krebszellen eines Organismus, der einst gesund war und immer noch gesunden kann, wenn, wie wir hoffen, der radikale Eingriff des göttlichen Chirurgen erfolgt.

 

*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017, und Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte, 2. erw. Ausgabe, Bobingen 2011.

Bücher von Prof. Roberto de Mattei in deutscher Übersetzung und die Bücher von Martin Mosebach können Sie bei unserer Partnerbuchhandlung beziehen.

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