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von Magister Don Michael Gurtner

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Die Eigenständigkeit der Pfarreien wird in vielerlei Hinsicht momentan überbewertet, wodurch sich schon seit langem vielerorts eine ungesunde Selbstgenügsamkeit eingestellt hat.

Vielfach wird die Pfarre als Verwaltungs- und Organisationseinheit als das Eigentliche und Wichtigste der Kirche betrachtet, anstatt sie als ein mögliches und bei guter Führung auch durchaus nützliches, aber an sich nicht unbedingt notwendiges Hilfsmittel zur eigentlichen Verpflichtung der Heiligung der eigenen Seele zu sehen.

Sie ist eines von vielen Angeboten, das einem helfen kann und soll, seinem Lebensziel, welches die Heiligung der Seele in Gott ist, näherzukommen.

Mehr aber auch nicht, sie ist weder heilsnotwendig noch ein Dogma, und darf auch nicht mehr das Zentrum kirchlichen Denkens sein. Würde man nicht mehr der Pfarrei einen Pfarrer geben, sondern dem Pfarrer eine (Pfarrei)Kirche, ohne große gremiale Hürden und Bürden, die viel Energie verbrauchen und viel Gutes im Keim ersticken, anstatt als Hilfsmittel zu fungieren,

so würden ganz automatisch verschiedene geistliche Zentren entstehen, durchaus mit unterschiedlichen Schwerpunkten, je nach persönlichen Fähigkeiten und Prioritäten des Priesters, was aber nur gesund wäre und echte Vielfalt in der Einheit bieten würde.

Letztlich wären alle entlastet, und viele Konflikte würden erst gar nicht entstehen, da nicht alle Vorstellungen unbedingt in derselben Pfarrei aufeinanderprallen müßten, wobei am Ende meist nur ein Kompromiß rauskommt, mit dem keiner so wirklich zufrieden ist.

Die einzelnen Kirchen/Pfarreien wären untereinander vielleicht verschiedener, dafür auch profilierter und dadurch wieder anziehender.

*Mag. Don Michael Gurtner ist ein aus Österreich stammender Diözesanpriester, der in der Zeit des öffentlichen (Corona-) Meßverbots diesem widerstanden und sich große Verdienste um den Zugang der Gläubigen zu den Sakramenten erworben hat. Die aktuelle Kolumne erscheint jeden Samstag.

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Quelle:

Das Buch zur Reihe: Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche, Selbstverlag, 2023, 216 Seiten.

 

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