Aber warum haben überhaupt alle religiösen Lehren und Traditionen zwar als „kulturelle Reichtümer“ zu gelten, müssen substantiell aber unbedeutend sein? Der Christus ist mit seinem religionsgeschichtlich singulären Selbstanspruch nur der ärgerlichste Fall der absoluten Wahrheitsansprüche partikularer religiöser Traditionen, die sich logisch nicht ineinander übersetzen lassen. Warum ist es für Jorge Bergoglio so wichtig, dass die verschiedenen Erlösungslehren, somit auch der Christus, nur „Dialekte“, prinzipiell gleichrangige Annäherungsversuche an den „einen Gott für alle“ sind? Woher kommt dieser Eifer für die Schleifung der religiösen Dogmatiken und die Apotheose der unterirdischen One-World-Religion?
Logisch kann es darauf nur eine Antwort geben: Weil es dieser Perspektive überhaupt nicht mehr primär um die Religion als solche, sondern um ein religionsverschiedenes Motiv geht, das sodann zum Hauptmotiv der Religion überhaupt erklärt wird. Und dieses leitende Motiv ist die Förderung der „einen einzigen globalen Menschheitsfamilie“3, also der universalen natürlichen Geschwisterlichkeit, der die Religionen zu dienen haben. Der Jorge Bergoglio leitende Religionsbegriff ist streng funktionalistisch. Das gesamte bergoglianische Pontifikat hat sich – bis in die Komplizenschaft mit der globalistischen Hochfinanz und dem World Economic Forum – in den ausschließlichen Dienst an der natürlichen Menschheitsfamilie und dem Schutz für „Mutter Erde“ gestellt. Diesen öko-humanitaristischen Dienst können die Religionen nur dann reibungslos erbringen, wenn sie ihre jeweiligen Dogmatiken relativieren und sich mit dem abstrakten Gott für alle zufrieden geben, der für sich selbst nichts mehr reklamiert und deswegen als Funktion am Öko-Humanitarismus bestimmbar ist. Auf diese Selbstrelativierung zielt die hochmoralisch aufgeladene Dialogpropaganda, die den Religionen suggerieren will, dass es der zentrale religiöse Imperativ sei, sich primär der Pflege der natürlichen universalen Brüderlichkeit zu verschreiben.
Unmittelbaren Zugriff hat Bergoglio jedoch nur auf die katholische Kirche. Von dieser Zugriffsmöglichkeit macht er reichlich Gebrauch, denn die Kirche soll nach des Papstes Absicht für alle Religionen der öko-humanitaristische Leuchtturm werden. Intensiv widmet sich Franziskus seit Pontifikatsbeginn der Umprägung der Kirche zu einer solchen integrativen Funktion an der „Brüderlichkeit aller Menschen“, einer Umprägung, die an ihrer wichtigsten Stelle den johanneischen Christus unkenntlich machen muß, weil sich der Christus schlechterdings nicht für Zwecke, die außerhalb seiner selbst liegen, funktionalisieren läßt. Dem Christus geht es nur darum, dass alle Menschen an Seinen heiligen Namen glauben, Ihn anbeten und so ihr ewiges Heil finden. Aber wie kann man diese Christologie hinter sich lassen? Das geht für einen Papst nur indirekt. Unkenntlich gemacht werden soll der Christus durch die Taktik, ihn zu einer sekundären religiösen Traditionsbildung zu erklären. Er bekommt den Status eines netten kulturellen Ornaments.
Den Christus dergestalt loszuwerden ist aber ein zähes Projekt. Es gibt viele Widerstände und hartnäckige traditionale Residuen. Noch leuchtet es nicht jedem ein, dass der Christus nichts anderes sein soll als eine bloße Traditionsbildung oder der Jesus der grenzenlosen Barmherzigkeit, der „alle, alle, alle“ voraussetzungslos willkommen heißt und dessen Botschaft lediglich in der Rede von der allein bedeutsamen natürlichen Geschwisterlichkeit aller und eines Gottes bestehen soll, der alles und alle gütig akzeptiert – bis auf die Starren. Noch gibt es also in der Kirche letzte Echos dieses störenden Glaubens an die göttliche Person Christi. Bis diese Erinnerungsspuren völlig paralysiert sein werden, gibt es daher noch viel zu tun. Kein Elefant verwest an einem Tag. Deshalb versucht Papst Franziskus mit großer Energie, vor allem die religiöse Jugend der Welt über sein interreligiöses Dialog-Projekt für seine eigentliche Ideologie zu instrumentalisieren, postchristliche Bischöfe zu fördern, argumentationsfeindliche Dialogstrukturen, Synoden genannt, in der Kirche zu implementieren und ansonsten die Weichen für Papst Franziskus II. zu stellen.
Was müssen wir tun? Wir müssen die bergoglianische Ideologie präzise identifizieren, die Manipulationsmaschinerie dieses Pontifikates analysieren, dessen Machtpolitiken, rhetorische Selbstschutzstrategien und diskurspolizeiliche Machenschaften durchschauen, und dann müssen wir uns uneingeschüchtert dem päpstlichen Vernunft- und Sprechverbot widersetzen und präzise und immer lauter gerade von dem reden, von dem nicht geredet werden darf, von Jesus Christus, dem einzigen und wahren Logos Gottes.
„Kurz gesagt, Papst Franziskus ist eine der einflußreichsten Persönlichkeiten in Lateinamerika und der Welt, weil er eine der ältesten und größten Institutionen der Welt leitet und sich auf soziale und ökologische Fragen konzentriert, die sowohl seine Gläubigen als auch die Menschheit insgesamt betreffen.“
Bloomberg ist ein primär auf Wirtschaft und Finanzen ausgerichtetes Medienunternehmen samt eigener Nachrichtenagentur. Zu den Kriterien für die Aufnahme in die Liste der einflußreichsten Persönlichkeiten schreibt Bloomberg: „Das Redaktionsteam von Bloomberg Línea hat in mehr als 20 Ländern der Region recherchiert, um Wirtschaftsführer, Unternehmer, Philanthropen, Sportler, Aktivisten, öffentlichen Amtsträgern und Wissenschaftler hervorzuheben“.
Politiker finden sich in der Liste keine, insofern ist die Aufnahme von Papst Franziskus als Staats- und Kirchenführer eine Ausnahme.
Zugleich zeigt seine Aufnahme im zwölften Jahr seines Pontifikats – er ist immerhin der erste Papst überhaupt, der aus Lateinamerika stammt – und die damit verbundene Begründung, auch seine Schwäche an.
Lateinamerika ist noch immer ein vorwiegend katholischer Kontinent, doch scheint der argentinische Papst in Wirklichkeit wenig Einfluß auf die dortigen Katholiken zu haben.
Zudem muß ein Papst, um im globalistischen Kontext Aufmerksamkeit zu finden – Bloomberg gehört zum globalen Mainstream –, die globalistische Agenda unterstützen, wie seine Ehrung unter den Top 500 Lateinamerikas zeigt.