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Jeden Monat: Messe für das Vaterland
Er predigte nicht nur glaubensstark und spendete mit pastoralem Eifer die Sakramente, sondern war zudem sehr hilfsbereit und einsatzfreudig. Er besuchte Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren hatten, ebenso die Angehörigen von politischen Häftlingen und er ging mit ihnen zu den Gerichtsverhandlungen. Er forderte öffentlich Amnestie für Gewissensgefangene sowie die Wiedergutmachung des ihnen zugefügten Unrechts.
Der couragierte Gottesmann hielt monatlich eine besondere „Messe für das Vaterland und für alle, die für das Vaterland leiden“, zu der immer mehr Gläubige dazuströmten.
Sein Gottesdienst wurde per Lautsprecher auf den Kirchplatz übertragen. Er betonte in seinen Predigten die Freiheit des Gewissens und stellte klar, dass es bisweilen nötig sei, für die Wahrheit zu leiden.
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Quelle:
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Vor vierzig Jahren wurde der Warschauer Priester Jerzy Popiełuszko vom kommunistischen Geheimdienst ermordet. Heute gedenkt die polnische Hauptstadt zusammen mit dem katholischen Erdkreis seines Todes. Popiełuszkos Predigten sind zeitlos aktuell.
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Was ist so besonders an diesen Ansprachen in schwerer Zeit? Zitate daraus mögen einen kleinen Eindruck vermitteln. Popiełuszkos Katechesen, denn das waren sie, sind heute im freien Polen so aktuell wie damals unter der Knute Moskaus. Sie sind wie hineingesprochen in unsere materialistische Gegenwart.
Sie sind zeitlos, denn einzelne mögen sich ändern, die Menschheit als solche nicht:
„Die Wurzel aller Krisen ist der Mangel an Wahrheit.“
„Der Christ muss gegenwärtig haben, dass man sich fürchten sollte einzig vor dem Verrat an Christus für ein paar Silberlinge eines faulen Friedens.“
„Das Leben muss mit Würde gelebt werden, denn es gibt nur dieses eine. Es ist heute notwendig, viel über die Würde des Menschen zu sprechen“.
„Frei zu sein bedeutet, nach seinem Gewissen zu leben“.
„Die Wahrheit ist wie die Gerechtigkeit mit der Liebe verbunden, und Liebe kostet – wahre Liebe ist opferbereit, also muss auch die Wahrheit etwas kosten. Seit Jahrhunderten wird die Wahrheit unaufhörlich bekämpft. Die Wahrheit hingegen ist unsterblich, nur die Lüge stirbt eines schnellen Todes.“
„Ein Mensch, der hart arbeitet ohne Gott, ohne Gebet, ohne Ideale, wird wie ein Vogel sein, der mit einem der Flügel auf den Boden schlägt.“
„Es ist nicht leicht heute, wo doch in den letzten Jahrzehnten die Saat der Lüge und des Atheismus in die Heimaterde gesät wurde.“
„Es ist nicht einfach heute, wenn einem Katholiken nicht nur verboten ist, die Ansichten eines Gegners zu bestreiten oder anderweitig zu polemisieren, sondern wenn es ihm nicht erlaubt ist, allgemein menschliche Überzeugungen zu verteidigen.“
Die Zeit ist nicht stehengeblieben.
Polen hat ein Wirtschaftswunder erlebt. Polen ist heute ein Land, in dem die Cafés und Kaufhäuser voll, die Kirchen leerer geworden sind. Ein Land, in dem an Prozessionen mit dem Allerheiligsten die Passanten achtlos vorbeigehen, Eis schleckend, Döner fressend, manche filmend, fotografierend.
Manche sagen, die polnische Kirche erlebe eine Jahrhundertkrise.
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