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Ein Kommentar von Don Michael Gurtner*

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Gerade in ihrer überbetonten Menschenzentriertheit zielt die Synodalität völlig am Menschen vorbei: Von einigen wenigen, aber dafür umso lauteren Irrlichtern abgesehen, interessiert es den gläubigen Menschen nicht, mitzuregieren. Er will sich nicht an Entscheidungsprozessen beteiligen (müssen), er hat gar kein Bedürfnis „engagiert“ oder „mitsammen unterwegs zu sein“, sondern er will wissen, wie er recht sein kann und soll vor Gott, und wo er es nicht mehr ist, wie er es wieder werden kann. Er will wissen, ob die armen Seelen seiner buckligen Verwandtschaft ihn sehen, ob er ihnen noch irgendwie helfen kann – oder ob gar sie ihm noch zu helfen imstande sind. Er will wissen, warum er durch das Blut des Sohnes Gottes gerettet sein soll und wovon, und warum der Vater den Sohn sterben ließ, ob da nicht auch nur ein Tropfen seines kostbaren Blutes gereicht hätte.

Menschen wollen schöne, betige Liturgien – und möglichst feierlich. Und wo man beklagt sie kämen nicht mehr zur heiligen Messe: Viele sind ferngeblieben, weil wir selbst vorher die Liturgie entseelt haben, sie kopf- und wortlastig gemacht haben, vielleicht recht für einen vollnüchternen Jesuitenprofessor für den es nichts Schlimmeres gibt als zu jubilieren, rubrizieren und kantillieren, aber sicher nicht angemessen für einen normalen Gläubigen. Ihre Kinder kommen nicht mehr, weil wir ihnen all die schönen Volksandachten mit den wundervollen, die Seelen zum Himmel emporreißenden Volksgesängen genommen, und durch seelenlose Wortlastgottesdienste ersetzt haben, die nicht viel mehr als eine langweilige Bibellesestunde sind und die eben nicht der frommen Volksseele, sondern äußerst fragwürdigen Expertenköpfen entstammen.

Menschen wollen an sich glauben, sie wollen dann aber auch das Göttliche, und nicht schon wieder nur das öde Menschliche, auf das sie auch sonst schon überall treffen. Sie suchen eben das Andere, das sie sonst nirgends finden können außer in der Kirche. Frage ich nach Gott und bekomme dann doch wieder nur den Menschen vorgesetzt, so stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Der Mensch will in der Kirche zu Gott erhoben, nicht wieder nur auf sich selbst zurückgeworfen werden.

Es gibt Dinge, die kann man, wenn, dann nur in der Kirche finden. Werden sie mir aber auch dort vorenthalten, dann gibt es keine wirklichen alternativen Fundstellen. Nur scheinbare, aber keine wirklichen. Die nachkonziliare, und mehr noch die synodale Kirche enthält den Menschen aber ausgerechnet das Schönste, das zugleich das Wichtigste ist, systematisch und vorsätzlich vor. Anstatt ihre Kinder mit einem warmen Wecken Brot zu speisen, speist sie sie mit einem kalten Brocken Stein ab. Deshalb ist das Fernbleiben nicht die Schuld der Ferngebliebenen, mindestens nicht hauptsächlich. Es ist die natürliche Reaktion auf eine vorangegangene Aktion, an der sie gar nicht teilhaben wollen, weil sie ihnen nicht das zu geben vermag, und auch gar nicht geben will, wonach sie eigentlich suchen und fragen.

Am Ende des Tages ist der katholische Atheismus eben doch zu weit von Gott und auch zu weit vom Menschen entfernt, als daß er noch in der Lage wäre, Gravitationskräfte auf ihn auszuüben.

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