Nach sechsjähriger Umbauzeit ist die Hauptkirche des Berliner Erzbistums wiedereröffnet worden.
Der Innenraum von St. Hedwig präsentiert sich als Parlamentssaal, schmucklos weiß und steril.
Kann diese Kirche dem lieben Gott gefallen?
Ein Lokalaugenschein
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Wenn evangelische Kirchen katholischer wirken als katholische
Darum noch einmal zurück zur Eingangsfrage: Was nur will diese Kirche? Bei der hl. Messe zur Wiedereröffnung am vergangenen Sonntag teilte der evangelische Landesbischof Christian Stäblein unverblümt seine Beobachtung mit, die ganz in der Nähe liegenden evangelischen Gebetsstätten Berliner Dom und St. Marien seien „ja herzlich katholisch anmutende Kirchen“, und da sei er doch ganz dankbar, „dass man auch den Eindruck haben kann, ihr hättet den Spieß hier ein bisschen umgedreht“. Tosender Beifall der geladenen Gäste. Der Hausherr macht gute Miene zum vergifteten Lob.
Der drückte in seinem Hirtenwort zur Wiedereröffnung seine Hoffnung aus, dass sich hier „Christen, Menschen anderer Religionen und Menschen ohne religiöse Beziehung in aller Offenheit begegnen und von- und miteinander lernen“. Wie Heiden in dieser kaltweißen Grausamkeit den dreifaltigen Gott finden könnten, blieb sein Geheimnis – aber bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Als die machtbewusste Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, Karlies Abmeier, unter Berufung auf das Zweite Vatikanum davon sprach, „dass die liturgischen Feiern der Bischofskirche Vorbild für die gesamte Diözese sein sollen“, dann klang das wie eine Drohung. Der Diözesanrat, der Delegierte in das berüchtigte Zentralkomitee der deutschen Katholiken entsendet, ist Haupttreiber hinter dem umstrittenen Umbauprojekt. Schwerpunktmäßig arbeitet der Rat auf die Zerstörung der hierarchischen Verfasstheit der katholischen Kirche hin.
Die neue Kathedrale solle ein Ort sein, „der die Gottesfrage wachhält“, an „Grenzen des menschlich Machbaren erinnert“ und „mit der Zusage Gottes Menschen zum Einsatz für Humanität und Gemeinschaft motiviert“. Der Großmeister der preußischen Freimaurer, König Friedrich II., hätte dasselbe nur ein bisschen schöner gesagt, nämlich auf Französisch.
Der Alte Fritz war es auch, der sich anfangs mit dem Vorhaben trug, zur Förderung der Toleranz ein großes Pantheon nach römischem Vorbild zu bauen. Allen Göttern geweiht, sollten in den Kapellennischen dann die verschiedenen Religionsgemeinschaften ihre jeweiligen Kulte feiern, einerlei, ob wahr oder falsch.
Missachtet und relativiert
„Jede Zeit muss sich ja ihre Form suchen, die passt, und dieser Raum passt, glaub’ ich, wunderbar in eine Kirche des 21. Jahrhunderts“, urteilte Dompropst Tobias Przytarski, Nachfolger des seligen Bernhard Lichtenberg.
Relativismus, Subjektivismus und Ökumenismus in einem Satz.
Nehmen wir die Phänomene doch ernst: Derjenige, der die neue St.-Hedwigs-Kathedrale entworfen hat, weiß nichts vom Sensus fidei, weiß auch nichts vom Beten der Kirche, missachtet über Jahrhunderte erprobte katholische Frömmigkeitsformen.
Die Weisheit des Grundsatzes „Lex orandi, lex credendi“ – frei übersetzt „So wie du betest, so glaubst du“: in den Wind geschlagen, tempi passati.
Dieses Interieur ist der Stein gewordene Synodale Weg, die Wir-machen-Kirche-Ideologie in Reinform: Klerus und Volk, Priester und Gemeinde, alle gemeinsam auf Augenhöhe für ein gutes Miteinander, egal, an was du glaubst, im Dialog nach der Wahrheit suchend, denn jeder hat doch seine eigene Wahrheit, gell?
Dem Herrn Jesus Christus kommt da nur noch die Funktion zu, eine „Alternative“ anzubieten – die aber bitte ja nicht unsere mündige Menschengemeinschaft mit Geboten behelligen wolle.
Und der Weg zur Hölle ist mit Gemeinschaft in Stuhlkreisen gepflastert.
Die praktischen Folgen des Ökumenismus und von „Nostra Aetate“ liegen klar vor uns. Nehmen wir die Phänomene ernst. Die neue St.-Hedwigs-Kathedrale ist in ihrer Formensprache alles, nur nicht katholisch. Alles genuin Katholische ist reduziert, minimalisiert oder gleich hinausgeworfen. Egal, was der Bischof sagt, die Form spricht: Dem unbekannten Gott.
Diese deutsch-katholische Nationalkirche will nichts mehr, außer noch ein bisschen mitzuspielen. Mehr als ein Plätzchen am Katzentisch wird ihr dafür aber nicht mehr zugestanden werden.