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Iacopo Scaramuzzi: Papst Franziskus hat sich sehr für den Dialog mit dem Islam eingesetzt: Sollte er Ihrer Meinung nach fortgesetzt werden?
Kardinal Müller: Schon der heilige Thomas von Aquin hat unterschieden: Auf der Ebene der Vernunft können wir mit ihnen einen Dialog führen. Sie respektieren bestimmte Prinzipien der natürlichen Ethik und glauben auf ihre Weise an Gott. Aber wir müssen uns fragen, wie es möglich ist, daß jemand, der an Gott, den Schöpfer aller Menschen, glaubt, im Namen Gottes töten kann.
Dialog ja, aber unter Vermeidung jeder Form von Relativismus: Der katholische Glaube ist kein singulärer Ausdruck einer universellen Weltreligion, die vom Forum von Davos geschaffen wurde.
Iacopo Scaramuzzi: Bergoglio hat ein historisches Abkommen mit China unterzeichnet: Wird man diesen Weg weitergehen?
Kardinal Müller: Mit diesen mächtigen Diktatoren muß ein Kompromiß geschlossen werden, aber wir können die Grundsätze unseres Glaubens nicht verraten, wir können nicht akzeptieren, daß atheistische Kommunisten, Feinde der Menschheit, unsere Katechismusbücher schreiben oder das Bild von Xi Jinping in die Kirchen bringen. Wir können nicht akzeptieren, daß die Kommunisten die Bischöfe ernennen.
Iacopo Scaramuzzi: Was sollte der nächste Papst tun und welches Profil sollte er haben?
Kardinal Müller: Jeder Papst muß der Sendung des heiligen Petrus dienen: Er ist Servus servorum Dei [Diener der Diener Gottes].
Der zukünftige Papst ist nicht der Nachfolger seines Vorgängers, sondern der Nachfolger Petri.
Iacopo Scaramuzzi: Glauben Sie, daß Ihre Positionen im Kardinalskollegium geteilt werden? Haben Sie das Gefühl, daß Sie in der Minderheit sind?
Kardinal Müller: Es mag sein, daß einige sagen: Diese Theologen reden, andere sind pragmatisch, die denken mehr an Macht, Einfluß… Ich weiß es nicht.
Jeder muß sich daran erinnern, daß wir der mystische Leib Christi sind und nicht eine internationale humanitäre und soziale Organisation.
Das gefällt vielen säkularisierten Menschen, der Elite, den Oligarchen, die den Papst gerne als Symbol ihrer Religion hätten, aber der Papst ist kein Symbol der säkularisierten Religion.
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