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Der Titel „Patriarch des Westens“ wurde 642 von Papst Theodor I. eingeführt und 1863 unter Papst Pius IX. offiziell in das Annuario Pontificio (Päpstliche Jahrbuch) aufgenommen, um die Rolle des Stellvertreters Christi in der lateinischen Kirche zu unterstreichen.
Aber Rom hat immer seine Jurisdiktion über die gesamte Kirche, sowohl die westliche als auch die östliche, beansprucht.
Die „Orthodoxen“ hingegen leugnen nach dem Schisma von 1054 den römischen Primat und behaupten, daß der Bischof von Rom im ersten Jahrtausend nur einer von fünf Patriarchen neben denen von Konstantinopel, Alexandria, Antiochien und Jerusalem sein würde.
Nach orthodoxer Auffassung bildeten die Patriarchate des Westens und des Ostens zusammen die sogenannte „Pentarchie“,
innerhalb derer der Bischof von Rom nur als Primus inter pares angesehen wurde.
Das Weglassen des Titels eines Patriarchen des Abendlandes im Jahr 2006 wurde von den Orthodoxen als Bestätigung des Anspruchs der katholischen Kirche auf universelle Jurisdiktion interpretiert, den sie ablehnen.
Der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche bei den europäischen Institutionen, Ilarion Alfejew, jetzt Metropolit von Budapest, erklärte, Benedikt XVI. hätte besser daran getan, den Titel des Patriarchen des Abendlandes nicht aus dem Päpstlichen Jahrbuch zu streichen, sondern diejenigen, die sich auf den Primat beziehen.
Die Orthodoxen mögen zwar die Titel Bischof von Rom, Metropolitan-Erzbischof der Römischen Provinz, Primas von Italien und Patriarch des Westens anerkennen,
aber „die inakzeptabelsten und sogar skandalösesten Titel des Bischofs von Rom sind diejenigen, die seinen Anspruch auf die universale Jurisdiktion betonen: Vikar Jesu Christi, Nachfolger des Fürsten der Apostel und Oberster Hirte der Weltkirche“ (Europaica Bulletin, Nr. 89, März 2006, S. 14).
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Der amtierende Papst hat als Patriarch des Abendlandes die Aufgabe, nicht nur den katholischen Glauben zu verteidigen, sondern auch die Zivilisation, die aus diesem Glauben hervorgegangen ist und sich im Laufe der Jahrhunderte in der Welt durchgesetzt hat.
Diese Zivilisation wird heute angegriffen und steht am Rande einer planetarischen Feuersbrunst.
Der heilige Augustinus lehrt, daß sich alle Menschen nach Frieden sehnen: „Jeder Mensch sucht den Frieden, auch wenn er Krieg führt, aber niemand will den Krieg, wenn er Frieden hat“ (De Civitate Dei, Buch 19, Kapitel 12, 1).
Der Frieden ist jedoch nicht die „weiße Fahne“, die Papst Franziskus im März 2024 beschwörte.
Der Friede, der einzig mögliche Friede, ist derjenige, der auf Wahrheit und Gerechtigkeit beruht, wie Leo XIV. in seiner Ansprache an das Diplomatische Korps am 16. Mai erklärte.
Der Krieg hingegen ist eine göttliche Strafe für die Ablehnung der natürlichen und göttlichen Ordnung durch die Völker, und nur Gebet und Buße können die Strafe abwenden, die über der Menschheit wegen ihrer Sünden hängt.
Auf dieser Ebene und nicht auf der einer zweideutigen synodalen Ekklesiologie kann eine echte Brücke zwischen Ost und West geschlagen werden.
Machen wir uns also die Worte des Papstes zu eigen:
„Wie wichtig ist es, auch im christlichen Westen den Sinn für den Primat Gottes, den Wert der Mystagogie, der unablässigen Fürbitte, der Buße, des Fastens, des Beweinens der eigenen Sünden und der Sünden der ganzen Menschheit wiederzuentdecken, die für die östlichen Spiritualitäten so typisch sind“
(Ansprache anläßlich des Heiligen Jahres der mit Rom unierten Ostkirchen am 14. Mai 2025).
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