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Rezensionen:

Emma König

5,0 von 5 Sternen Über das Gift der Gleich-Gültigkeit

Rezension aus Deutschland vom 21. März 2022

Ein wirklich sehr schönes kleines Stück, in dem Antje Hermenau die Krankheit unserer Zeit zu ergründen versucht.

Als Psychologin hat mich besonders die Verknüpfung von Gleichgültigkeit und Kollektivismus durch eine kleine Diskussion des Begriffes „egal“ am Anfang des Essays fasziniert. In der Depression gibt ein Mensch sich auf, ihm wird alles egal - die Wiederentdeckung des Eigenen, Individuellen markiert den Anfang des Heilungsprozesses.

Ich halte es daher für eine sehr kluge Beobachtung der Autorin, dass wir es mit etwas anderem zu tun haben als mit bloßen Richtungsstreitereien.

Hermenau beschreibt im weiteren den Bedeutungsverlust Europas - der selbst produziert und daher eher Symptom denn Krankheitsursache zu sein scheint. Verlust der Religion, Abschaffung der Wissenschaft und Entwertung des Geldes werden als weitere wesentliche Aspekte des „großen Egal“ benannt und beleuchtet.

Dabei geht Hermenau das Ganze nicht allzu philosophisch, sondern konkret politisch an, so nach dem Motto: Denken ist schön, aber Handeln tut Not!

Der ruhige, trotz allem fast optimistische, jedenfalls gar nicht depressive oder zynische Ton der Ausführungen tut in diesen Zeiten sehr gut und lässt den Leser trotz des traurigen Themas wacher und zuversichtlicher zurück.

Eindeutige Leseempfehlung!