In der Mitte des letzten Jahrhunderts gab es zwei entscheidende Fortschritte in der Medizin. Zum einen im Bereich der Langzeitbeatmung. Es wurde möglich, Menschen längere Zeit zu beobachten, die sich in einem Zustand tiefer Bewusstlosigkeit befanden. Ihre Atmung wurde dabei künstlich aufrechterhalten und ihr Herz schlug noch.
Zum anderen in der Transplantationsmedizin. 1967 fand in Kapstadt die erste Herztransplantation durch den Arzt Christiaan Barnard statt. (7, S. 25+30)
Die Schwierigkeit war (und ist) jedoch, dass entnommene Organe „lebensfrisch“ sein müssen, das heißt, der Spender muss zu diesem Zeitpunkt noch atmen und sein Herz schlagen. Denn hören diese Funktionen auf, werden die Organe nicht mehr durchblutet und durch die eintretenden Zerfallsprozesse vergiftet.
Um nicht des Totschlags angeklagt zu werden, musste der „Tod“ neu definiert werden. Bis dahin galt der Herz-/Kreislauf- und Atemstillstand als Tod des Patienten. (7, S. 40) Nun gab es auch den „Hirntod“.
Er wird folgendermaßen von der Bundesärztekammer erklärt:
„Der Hirntod wird definiert als Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Dabei wird durch kontrollierte Beatmung die Herz- und Kreislauffunktion noch künstlich aufrechterhalten.“ (8, S. 580)
Die warme „Leiche“
Dem Gehirn des Menschen wird bei dieser Todesdefinition eine Sonderstellung eingeräumt. Beim „Hirntod“ existiere angeblich nur noch ein „vegetatives Leben in einem Restkörper“ (7, S. 43).
Dieser „Restkörper“ ist aber noch erstaunlich aktiv. Menschen, denen Organe entnommen werden, besitzen nicht nur noch einen Herzschlag und eine Atmung. Unter anderem ist ihre Körpertemperatur normal, sie haben Reflexe und es kann auch noch zu Bewegungen kommen bis hin zum Aufrichten oder einem Umfassen der Pflegeperson. Möglich sind auch gurgelnde Laute. (9, S. 102)
Schwangere Frauen haben in diesem Zustand Kinder zur Welt gebracht. Der Spender kann frieren, schwitzen oder auch Fieber haben. Er bekommt Nahrung und hat eine Verdauung. Die Nieren des Spenders arbeiten und er scheidet Urin aus. Bei dem Schnitt mit dem Skalpell steigen Blutdruck und Herzfrequenz des Spenders an. Der Spender wird bei Herzstillstand reanimiert, also „wiederbelebt“.
All dies kann nur schwerlich mit einer Leiche in Verbindung gebracht werden, sondern nur mit einem Menschen, der noch lebt.
Nach der Organentnahme ist der Spender jedoch mit Sicherheit tot.