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Diesen Artikel verfasste als Gastautor der in Böblingen wohlbekannte frühere Amtsleiter und Buchautor Erich Kläger für die Serie "EinBlick in die Stadtgeschichte".
Kein kommunaler Wahlkampf, bei dem die Belebung des Marktplatzes nicht ganz oben steht. Je größer der Abstand der Kandidaten zur Stadt, umso hoffnungsvoller vertreten sie diese Forderung, ein Anliegen, das ihnen die Bürger bei ihren Fragen nach ihren dringlichsten Wünschen mit auf den Weg gegeben haben.
Der historische Ursprung
Dass dies noch immer so ist, hat Gründe, die bis in die Entstehung der Stadt zurückreichen: Die Gründung von Böblingen datieren wir auf die Mitte des 13. Jahrhunderts, die Zeit der Städtegründungen der Pfalzgrafen von Tübingen. Sie legten die neue Siedlung auf dem Rücken des in die Ebene vorspringenden Hügels an. Vom Turm der schon früh gebauten Kirche zogen sie eine Linie bis zum Fuße des Vorsprungs und machten sie zur Hauptstraße, drumherum zeichneten sie parabelförmig die Nebenstraßen ein. Diese Stadtanlage ließ es nicht zu, einen breitbäuchigen Marktplatz anzulegen. Heraus kam im oberen Teil der Hauptstraße ein etwas erweiterter Bereich - der Marktplatz.
Konkurrierende Nachbarschaft
Zu dieser geografisch bedingten Begrenzung des Marktplatzes kam eine zweite Beschränkung, die sich als sehr viel verhängnisvoller und bis heute spürbar erweisen sollte:
Die Gründung der Stadt Sindelfingen in nächster Nachbarschaft.
Damit fiel ein Großteil des Umlandes als Einzugsgebiet für die Frequentierung der Böblinger Märkte weg - der Grundstein für die Konkurrenzsituation von Böblingen und Sindelfingen als Einkaufsstädte war gelegt.
Das einstige Marktleben
Zunächst aber noch ein Blick auf den Wochenmarkt in den ersten Jahrhunderten. Was wurde nachgefragt, was angeboten? Die Schicht derer, die die Nahrungsmittel für den täglichen Bedarf nicht selbst produzierten, war in der nur allmählich wachsenden Stadt ziemlich schmal: Die Inhaber von gräflichen, später herzöglichen und städtischen Diensten, Vogt und Forstmeister, Amts- und Stadtschreiber, Präzeptoren (Hilfslehrer der Lateinschule) und Schulmeister, der eine oder andere Handwerker, der nicht zugleich eine Landwirtschaft nebenher betrieb, was die Regel war. Dann kam das Jahr 1552, als Herzog Christoph den Böblingern noch zwei Jahrmärkte genehmigte, die von auswärtigen Händlern beschickt wurden und zu einer Ausweitung des Angebots führten. Händler aus Weil der Stadt boten Leder, Schuhe und Tuche auf dem Böblinger Jahrmarkt an. Der Kornmarkt, der hinzu kam, lieferte den einen nötiges Saatgut, den anderen die Kernen (Dinkel) für die tägliche Schleimsuppe.
Schwankende Kaufkraft
Nun wissen wir, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt keinen ungebrochenen Aufwärtstrend hatte, sondern Zeiten des Niedergangs und der Verelendung durchmachte, in denen die Kaufkraft gegen Null tendierte. Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die Stadt die Hälfte ihrer Einwohner und stand nur noch bei fünfhundert. Nach einer Chronik aus der Mitte des 17. Jahrhunderts habe es unter den Bürgern nur noch größtenteils Taglöhner gegeben, die "ihr Brot usser dem Stettle", in benachbarten Orten verdienten, "im Frühling gemeiniglich in den Weinbergen von Stuttgart". Kein Wunder, dass die Jahrmärkte sehr schlecht besucht wurden und der Kornmarkt einging.
Doch die Wirtschaft erholte sich dank der Landwirtschaft, die an Bedeutung zunahm. So kam es zum Antrag für einen Ross- und Viehmarkt, dem entsprochen wurde. Die Märkte mussten von der herzoglichen Verwaltung in Stuttgart genehmigt werden. Dort wurde auch darauf geachtet, dass sich die Termine der Jahrmärkte nicht überschnitten. Deshalb musste Böblingen mit seinen Märkten auf Calw, Horb und Cannstatt Rücksicht nehmen. Von Abstimmungsproblemen mit Sindelfingen ist nichts überliefert, obwohl doch die Märkte der beiden Städte einer besonderen Koordinierung bedurften. Ende des 18. Jahrhunderts fanden in Böblingen drei Ross-, Vieh- und Krämermärkte statt, Anfang des 19. Jahrhunderts in Sindelfingen acht Viehmärkte, davon vier zusammen mit Krämermärkten. Das ländliche Flair der Viehmärkte hielt sich bis in die Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts, wo aus Böblingen im Jahre 1930 berichtet wird, dass "dem Viehmarkt etwa 40 Stück Vieh zugeführt wurden [...] Auf dem Schweinemarkt waren etwa 70 Stück Milchschweine vorhanden".
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Den Marktplatz beleben: Die Hoffnung bleibt
Eine Belebung des Marktplatzes ist der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger.
Warum das so ist, hat eine lange Geschichte, der wir hier nachgegangen sind.
Schließen wir uns zum Schluss einem Böblinger an, der vom Elbenplatz aus zu Fuß zum Postplatz will.
Er überlegt sich, ob er seinen Weg über die Stadtgrabenstraße oder über die Poststraße nehmen soll.
Mit nichts werden wir ihn dazu bewegen können, den direkten Weg, den Buckel hinauf über den Marktplatz, auf sich zu nehmen.
Deshalb werden wir in Böblingen "das Kreuz mit dem Marktplatz" auch weiter tragen müssen.
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Quelle:
Unser Kommentar:
"Mit nichts werden wir ihn dazu bewegen können, den direkten Weg, den Buckel hinauf über den Marktplatz, auf sich zu nehmen."
Es sei denn benutzt eine (noch zu erstellende) Seilbahn !!!!!!!!!