Die Stunde Null“ von Dr. Markus Krall, einem Volkswirt und profunden Kenner der Ökonomie, Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und der Hayek-Gesellschaft, Autor mehrerer Fachbücher über Ökonomie und Finanzwirtschaft, hat mit diesem Werk ins Schwarze getroffen, zumal die Not groß ist den derzeitigen ökonomischen, gesellschaftspolitischen und ökologischen Irrweg zu beenden und neu zu beginnen, quasi bei der Stunde null.
Sein Buch, das jetzt schon ein Bestseller ist, ist in drei Kapitel gegliedert: I. Das Ende des Systems, II. Machtwechsel und die ersten 100 Tage, III. Die Rückeroberung der Werte. Die präsentierten Inhalte sind nichts für schwache Nerven. Für diejenigen, die die Probleme schon längere Zeit erkannt haben und verfolgen, die eine anmaßende Parteien-Demokratie in den letzten 20 Jahren angerichtet hat, sind seine Erkenntnisse eine logische Zusammenfassung und Bestätigung. Für andere, die das derzeitige System mit der allumfassenden Allmacht des Staates und der damit einhergehenden Unfreiheit der Bürger großartig finden und diese Allmacht sogar noch weiter auf diesem Irrweg ausbauen wollen, muss die Lektüre ein Schock sein.
Dass die derzeitige Ampel-Regierung in Deutschland nicht gut davonkommt, liegt auf der Hand. Doch seine Kritik sind keine Plattitüden, sie sind empirisch belegt und nachvollziehbar. Er findet klare, deutliche und tiefsinnige Worte, insbesondere über Freiheit, Ethik und Moral, auf die ich noch zu sprechen komme. Was Krall analysiert, ist der Versuch einer totalitären Umwälzung unserer bisherige freiheitlichen und rechtsstaatlichen und marktwirtschaftlichen Ordnung. Eine Minderheit versucht unter dem Narrativ des „menschengemachten Klimawandels“ das System umzubauen und damit den Rechtsstaat und die Demokratie abzuräumen. Er prognostiziert einen Machtwechsel in Deutschland und Europa, spätestens 2025, wenn der Schmerz des wirtschaftlichen Absturzes so groß geworden ist, dass es zu einer erdrutschartigen Abwahl der Verhältnisse kommt (aus heutiger Sicht sind sie auf der Zielgeraden).
Im Kapitel 12. „Die moralische Krise des Westens“ beschreibt Krall den Unterschied zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik sowie die Definition von Moral. Der Gesinnungsethiker identifiziert einen Problembereich und macht ihn sich zu eigen, wie zum Beispiel der angeblich „menschengemachte“ Klimawandel. Durch das Postulat, dass dieser die Existenz der Welt bedrohe, wird er zum Dreh- und Angelpunkt allen Handelns erhoben. Das gilt vor allem für den Ökosozialismus, den Krall als das gefährlichste totalitäre System aller bisherigen Sozialismen bezeichnet, der die Menschen als etwas betrachtet, das den Planeten befallen habe. Diejenigen Menschen, die aus ökologischen Gründen „keine-Kinder-in-die Welt-setzen“ wollen, zählen noch zu den harmlosen Gesinnungsethikern.
Wer es wagt, den Weltenrettern zu widersprechen, stellt sich im Weltbild der Gesinnungsethiker außerhalb jeder menschlichen Kategorie, und damit ist jedes Mittel recht, um ihn aufzuhalten und unschädlich zu machen. Eine solche Form der „Ethik“ kommt nicht ohne Anklagen und Schauprozessen aus. Sie muss Gegner und Abweichler vernichten, wenn nicht physisch, dann wenigstens sozial. Es geht nicht um die Suche nach der Wahrheit, es geht darum das Narrativ der Gesinnungsethiker zu verteidigen. Die Vorstufe der physischen ist die soziale Vernichtung. Ein bewährtes Instrument ist der Rufmord. Daher sind die Abweichler von der wahren Lehre wahlweise „rechts“, „Schwurbler“, „Aluhutträger“, „antisemitisch“, „falsch abgebogen“, oder sie folgen „den falschen Leuten“.
Im Gegensatz dazu denken und argumentieren die Verantwortungsethiker von folgender Fragestellung: Nach welchen Regeln sollen wir leben, damit unser Zusammenleben gedeihlich funktioniert, damit die Ordnung menschengerecht ist, die Menschenrechte respektiert werden, den Menschen das Streben nach Glück und Wohlstand ermöglicht wird. Die Abschaffung der Bürgerrechte ohne wissenschaftliche Evidenz, das Mundtot-machen kritischer Stimmen aus Wissenschaft, das Niederprügeln friedlich demonstrierender Bürger, die die „Corona-Regeln“ nicht akzeptieren, die problematische Sprache für „die Ungeimpften“ etc. waren das Ergebnis von Gesinnungsethikern.
Moral ist die Bereitschaft, den Menschen als Menschen zu akzeptieren, unveräußerliche und nicht von der Zuerkennung durch Dritte abhängige Rechte auch praktisch zuzugestehen. Moral ist ein Verhaltenskodex von Regeln, der die Menschen vor dem Recht gleichbehandeln und nicht nach Ergebnisgleichheit strebt, die die Menschen zwingend in ihren Lebensentwürfen vergewaltigen muss. Moral ist auch die Einsicht in die Begrenztheit des eigenen Wissens und die Zurückweisung der Anmaßung des Wissens durch die Mächtigen.
Sein Ausflug in das Waffenrecht finde ich besonders spannend. Krall weist nach, dass das Recht der Engländer, zur Zeit des hundertjährigen Krieges (1337 bis 1453), Langbogen zu besitzen und auch fleißig zu trainieren, zur Magna Carta führte, die die Rechte des Königs gegenüber den lokalen Fürsten begrenzte und die Etablierung eines Parlamentes ermöglichte. Später verschob sich die Macht ins bürgerliche Unterhaus und institutionalisierte die demokratische Ordnung in der konstitutionellen Monarchie, die zu den ältesten und stabilsten ihrer Art auf der Welt zählt. Die Bewaffnung der Bürger hat zur freiesten Demokratie geführt.
Im letzten Kapitel „Die fünf Säulen der Freiheit und Zivilisation“ beschreibt er die Individualität, die Familie, das Eigentum, die Religion und Kunst, Kultur und Musik als Voraussetzung der Freiheit. Demgegenüber sind alle totalitären Systeme exakt das Gegenteil, die Krall auch detailliert und treffend beschreibt.
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