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Text: Giuseppe Nardi

(Rom)

Eugenio Scalfari, der atheistische Freund von Papst Franziskus legte ein neues Buch vor, das verdeutlicht, worum es ihm – mit Hilfe von Franziskus – geht. Das Buch „Il Dio unico e la società moderna“ (Der eine Gott und die moderne Gesellschaft, Einaudi, 2019) enthält alle Aussagen des regierenden Papstes, die in der Vergangenheit in der Kirche für erhebliche Irritationen sorgten und wohl noch sorgen werden. Scalfari beharrt auf ihrer Authentizität – unwidersprochen.

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Scalfari gilt seit den 70er Jahren als Doyen des italienischen Linksjournalismus. Damals gründete er links vom großbürgerlich-liberalen Corriere della Sera seine eigene Tageszeitung, La Repubblica. Scalfari selbst machte seit den 50er Jahren jeden gesellschaftspolitischen Kampf mit, der das Land ein Stück weiter nach links führen sollte. Zielscheibe seines medialen Aktivismus waren neben der politischen Rechten vor allem die Unauflöslichkeit der Ehe, die Unantastbarkeit eines Menschenlebens und immer wieder die katholische Kirche und ihre Dogmen. In vielen Kämpfen war er als außerparlamentarischer Wortführer erfolgreich: in den 70er Jahren wurden Scheidung und Abtreibung legalisiert, vor wenigen Jahren auch „Homo-Ehe“ und Euthanasie.

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Scalfari, der zwar die Chefredaktion längst abgegeben hat, behielt sein Gewicht und seine Kolumne. Manche, auch Katholiken, vom Vorwurf eingelullt, Verschwörungstheorien zu verbreiten, hören es nicht gerne, doch für Scalfari ist es wichtig:

Er ist stolz auf seine freimaurerische Abkunft.

Die zentrale Botschaft – dritter Abdruck innerhalb eines Monats

La Repubblica stellte das Buch in der Dienstagausgabe auf zwei ganzen Seiten vor. Dazu gehört auch der erneute und unveränderte Abdruck dieser jüngsten Kolumne vom 9. Oktober, die – rechnet man das Buch hinzu – damit innerhalb von einem Monat schon dreimal veröffentlicht wurde.

Für Scalfari enthält sie offenbar die wichtigste der Botschaften, die ihm von Franziskus anvertraut wurden, wichtiger noch als die Abschaffung

Die eine Weltreligion stellt offenbar den bisher krönenden Abschluß in der Entfaltung des Franziskus-Lehramtes nach Scalfari dar. Im November 2016 begrüßte Franziskus Scalfaris Wort vom „universalen Mestizentum“, das durch globale Rassenvermischung eine Weltbevölkerung entstehen lasse.

Im September 2017 verdeutlichte Scalfari den Gedanken:

„In der globalen Gesellschaft, in der wir leben, siedeln sich ganze Völker in dieses oder jenes Land um, und es wird sich Schritt für Schritt, je mehr Zeit vergeht, eine Art von immer mehr integriertem ‚Mestizentum‘ schaffen.

Er [Franziskus] sieht darin eine positive Sache, wo die einzelnen Personen und Familien und Gemeinschaften immer mehr integriert und die verschiedenen Volksgruppen verschwinden werden, und der Großteil unserer Erde von einer Bevölkerung mit neuen physischen und spirituellen Merkmalen bewohnt sein wird. Es wird Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende brauchen, bis ein solches Phänomen umgesetzt sein wird, aber – laut den Worten des Papstes – das ist die Richtung.

Er predigt nicht zufällig den einzigen Gott, das heißt, einen für alle. Ich bin nicht gläubig, aber ich erkenne in den Worten von Papst Franziskus eine Logik: ein einziges Volk und ein einziger Gott. Es gab bisher kein religiöses Oberhaupt, das der Welt diese seine Wahrheit gepredigt hätte.“

Den Aspekt der Religion verdeutlichte Scalfari in seiner Kolumne vom 9. Oktober:

Der eine Gott sei der alleinige Schöpfer, auch Jesus sei sein Geschöpf.

Irgendwann habe Gott sich entschieden, Mensch zu werden, was aber – laut Scalfari – eine geistige Sache sei, indem Gott sich des Menschen Jesus bedient habe, so wie der Engel in Saulus auf dem Weg nach Damaskus hineingefahren sei und ihn zum Paulus gemacht habe – immer laut Scalfari.

Die christliche Lehre besagt anderes.

Wörtlich schreibt der Journalist über Papst Franziskus:

„Der Papst ist der erste, der die Einzigartigkeit Gottes Tag für Tag vertritt. An einen Gott zu denken, der Eigentum eines Volkes ist, aber nicht anderer, ist sinnwidrig.“

Ein Gott für alle, allerdings nicht im Sinne der vom Christentum gelehrten Bekehrung, sondern der einen Weltreligion für die eine (mestizische) Weltgesellschaft.

Ist erst die Hürde des Gottessohnes beseitigt, stünde laut Scalfari dieser Entwicklung nichts mehr im Wege, denn dieses Denken sei „perfekt logisch für jemand, der an einen Gott glaubt“.

Er wird noch deutlicher:
Hat sich erst das Verständnis durchgesetzt, daß alle, die an einen Gott glauben, zwangsläufig an denselben Gott glauben, wenn auch verschieden in den Zeremonien und in der Erscheinung, dann sollten die verbliebenen Unterschiede „überwindbar sein“:

„Papst Franziskus macht es jeden Tag vor, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten: er umarmt die Muslime, er umarmt natürlich die Juden, von den Protestanten ganz zu schweigen, da Christen, aber mit verschiedenen Verhaltensweisen.“

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Quelle: