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Der „Synodale Weg“ in Deutschland tritt mit dem Anspruch auf, eine „neue Sexualmoral“ zu entwerfen.

Man bezieht sich dabei auf eine alternative Anthropologie und ein Verständnis von Freiheit, wie es die deutschsprachige Theologie schon etliche Zeit beschäftigt.

Dort wird dem menschlichen Subjekt „Freiheit“ in so radikaler Weise zugesprochen, dass sie

a) absolutes Vermögen zur Selbstbestimmung ist,

b) ihren Ursprung in sich selbst hat (Selbstursprünglichkeit),

c) losgelöst vom Schöpfer und somit innerlich nicht mehr durch ihre Kreatürlichkeit strukturiert ist.

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Kreatürlichkeit und kreatürliche Struktur sollen hier exemplarisch so verstanden werden, wie P. Emerich Coreth SJ und Josef Pieper die Freiheitslehre des Aquinaten interpretiert haben:

„Thomas versteht die menschliche Freiheit aus ihrer apriorischen Bindung an das Gute. Diese bedeutet aber nicht eine einengende Notwendigkeit, sondern die ursprüngliche Eröffnung des Horizonts der Gutheit, in dem die Freiheit sich erst vollziehen kann. Sie vollzieht sich aber auf Grund der Vernunfteinsicht in das, was wir tun sollen. Dies ist die Bedingung der Freiheit und Aufruf zur Freiheit: zum freien Tun des Guten. Es ist ermöglicht und umgriffen von Gott, der als die erste Ursache aus göttlicher Freiheit uns in unsere menschliche Freiheit versetzt, seine Geschöpfe „freigegeben“ hat und zugleich das letzte notwendig immer und in allem angestrebte Ziel unseres Wollens und Handelns, daher auch die letzte Norm für unsere freie Wahl der Mittel zum Ziel ist. Sosehr hier aristotelische Elemente aufgenommen werden, so sind sie bei Thomas eingegangen in eine christliche Synthese, für welche der letzte Sinn menschlicher Freiheit darin liegt, Freiheit zu Gott und zum ewigen Heil in Gott zu sein.“

Aus: Emerich Coreth, Vom Sinn der Freiheit, Innsbruck 1985, 50

„Der Ur-Wille zum Guten lebt aus der fortwirkenden Wucht jenes Ur-Sprunges, in welchem der Mensch, auf den schöpferischen Ruf Gottes hin, den Abgrund überflog, der das Nichts vom Dasein scheidet. Es ist das die Wucht, mit der das Mögliche einbraust in die strahlende Frühe seiner ersten Verwirklichung: das Gefälle eines Stromes, der im hellichten Dunkel des Naturhaften entspringt und, stets gespeist von seinem Ursprung her, im Spruch des Ur-Gewissens die Schwelle zum Bereich der Freiheit erreicht.“

Aus: Josef Pieper, Das Viergespann, München 1964, 55f.
(Traktat über die Klugkeit)
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Quelle: