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Martin Lohmann

Was ist Wahrheit? Wie ist sie zu finden undwie verhältsich Freiheit zur Wahrheit? Gibt es die eine Wahrheit und mehrere? Diese Fragen sind für dei Menschen essentiell, denn die tiefste Sehnsucht des Menschen richte sich auf die Erkenntnis der Wahrheit, erklärt Kardinal Kurt Kardinal Koch, hier im Gespräch mit der Tagespost.

Eminenz, lieber Herr Kardinal, es geht bei diesem Symposium der Schülerkreise vor allem um die Wahrheit. Das war und ist ja stets ein besonderes Anliegen des Theologen Joseph Ratzinger und von Papst Benedikt gewesen. Seine ganze Theologie scheint wie ein roter Faden die Suche nach der wirklichen Wahrheit zu sein, und sein Wirken war zugleich immer das begründete Bekenntnis zur Wahrheit. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet: Cooperatores veritatis - wir sind Mitarbeiter der Wahrheit. Ist das aber heute noch aktuell, in Zeiten, in denen der Relativismus, vor dem Ratzinger auch als Petrusnachfolger immer wieder gewarnt hat, seine Diktatur längst manifestiert hat ?

Diese Diktatur ist in der Tat auch heute weit verbreitet. Denn es gehört zu den Grundannahmen des Zeitgeistes, dass Wahrheitsansprüche sofort mit Indoktrinierung und Intoleranz, mit Fundamentalismus und Fanatismus gleichgesetzt werden.

Wie alle Diktaturen, so unterstützt man auch die Diktatur des Relativismus, indem man ihr – laut oder schweigend – zustimmt.

Man muss sie aber infrage stellen und entlarven.

Denn diese Diktatur leugnet zwar die Wahrheit, nimmt sie aber für sich selbst in Anspruch. Das Paradoxe dieser Diktatur besteht darin, dass sie die Wahrheit relativiert, aber den eigenen Relativismus absolut setzt.

Damit zeigt sie ihr wahres Gesicht, das im Grunde nicht in der Bestreitung, sondern in der Subjektivierung und Pluralisierung der Wahrheit in dem Sinne besteht, dass jeder seine eigene „Wahrheit“ hat. Im Grunde gibt es dann aber keine Wahrheit mehr, sondern bloß noch verschiedene Ansichten und Meinungen, die die Menschen gegenseitig tolerieren müssen, um überhaupt zusammenleben zu können.

Wahrheit aber, die nicht für alle Menschen gilt und deshalb nicht universal ist, verdient diesen Namen nicht.

Gerade heute ist die leidenschaftliche Wahrheitssuche von Papst Benedikt XVI. höchst aktuell, und deshalb thematisieren wir sie in unserem Symposium.

Mit seinem ganzen Leben und Wirken hat Joseph Ratzinger sich in den Dienst an der Wahrheit gestellt und seine Aufgabe darin gesehen, „Hüter der Sensibilität für die Wahrheit“ und deshalb darum besorgt zu sein, dass die Menschen sich nicht von ihrer Suche nach der Wahrheit abbringen lassen.

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