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(Paris)

Vergangenen Freitag, dem 30. Juni 2017, ist Simone Veil kurz vor ihrem 90. Geburtstag verstorben. Sprachlos hinterläßt eine Twitter-Botschaft der Französischen Bischofskonferenz zu ihrem Tod, in der sie sinngemäß als „ganz Große“ gelobt wird.

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Am 3. März 1975, kurz nach dem Inkrafttreten des Gesetzes, sagte Simone Veil dem Times-Magazin:

„Mit einer Gesetzesänderung ist es grundsätzlich möglich, das menschliche Verhaltensmodell zu verändern. Das finde ich faszinierend.“

Heute praktizieren mehr als 95 Prozent der französischen Gynäkologen die Abtreibung oder sind bereit dazu. Weniger als fünf Prozent machen von einem eingeschränkten Recht auf Verweigerung aus Gewissensgründen Gebrauch. Ein solches steht nur Ärzten zu, aber beispielsweise nicht Apothekern (Pille danach usw.). Wer aus Gewissensgründen verweigert, hat beruflich schwere Nachteile zu ertragen. Er wird bei der Stellenvergabe konsequent benachteiligt. Die Chancen auf eine Stelle als Primar sinken auf Null.

Unverständliche Worte der Bischöfe

Angesichts der gigantischen Blutspur, die Simone Veil durch ihr Abtreibungsgesetz verschuldet hat, von dem sie sich nie distanzierte, sondern das sie bis zuletzt verteidigte und sich dafür feiern ließ, ist die Twitter-Botschaft der französischen Bischöfe ein unverständlicher Skandal. Der französischen Abtreibungspolitikerin par excellence wurde kritiklos Weihrauch gestreut. Die Abtreibungsopfer, die fast 7,5 Millionen unschuldigen, ungeborenen Kinder (in Wirklichkeit sind es wahrscheinlich noch mehr), die Veils Gesetz zum Opfer gefallen sind, wurden mit keinem Wort erwähnt. Die Bischöfe verhalten sich damit nicht anders als die Abtreibungsideologen. Die ungeborenen Kinder werden ausgeblendet. Sie gibt es einfach nicht. Sie müssen entmenschlicht und verdinglicht werden, um sie ohne Rebellion des Gewissens beseitigen zu können.

Wörtlich schrieben die Bischöfe:

„Wir grüßen Ihre Größe als Staatsfrau, ihren Willen, für ein brüderliches Europa zu kämpfen, ihre Überzeugung, daß Abtreibung ein Drama ist.“

Mauro Faverzani schrieb in der Corrispondenza Romana: „Die Vorstellung ist einfach paradox, zu meinen, daß jemand, der alles daran setzte, die Abtreibung zu legalisieren und zu liberalisieren, sie wirklich so sehen könnte“, wie die Bischöfe es nun behauptet haben.

Diese verzerrte Wiedergabe der blutigen Wirklichkeit durch die Bischöfe verwundert aber nicht wirklich.

Als Simone Veil im November 2008 mit 22 von 29 Stimmen zur Vorsitzenden der 1634 gegründeten Académie française gewählt wurde, war von der katholischen Hierarchie kein Wort der Mißbilligung, nicht einmal ein Zeichen der Empörung zu vernehmen.

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Mauro Faverzani schrieb zum Verhalten der katholischen Bischöfe:

„Dennoch blieb die französische Kirche stumm, immer, und glänzte nur durch ihre Stummheit. Erst anläßlich von Simone Veils Tod machte sie – leider – den Mund auf.“

Der Fall Veil erinnert an den Fall Bonino. Emma Bonino, wie Veil aus gutbürgerlichem Haus, angetrieben von einer radikalliberalen Gesinnung, wurde zur zentralen Gestalt bei der Durchsetzung des Abtreibungsgesetzes in Italien.

Wie Veil wurde sie Ministerin und mit höchsten Ämtern auf europäischer Ebene geehrt.

Anfang Februar 2016 lobte Papst Franziskus Emma Bonino als „ganz Große1)
Dasselbe Lob sprachen nun Frankreichs Bischöfe für Simone Veil aus.

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Quelle: