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Nach seiner Rückkehr aus Berg-Karabach hat der Philosoph Michel Onfray soeben der Zeitung Les Nouvelles d’Arménie, die für die armenische Diaspora in Frankreich schreibt, ein Interview gegeben.

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Les Nouvelles d’Arménie:
Was hat Sie an dem, was Sie gesehen haben, am meisten überrascht oder beeindruckt?

Michael Onfray:
Die Würde der Menschen…

Ich sah, wie Leben zerstört wurden,

  • einen Vater, der wochenlang keine Nachricht von seinem Sohn hatte,

  • seine Tochter zu Hause, nachdem sein Haus, das er vier Tage zuvor gekauft hatte, von einer aserbaidschanischen Bombe in die Luft gesprengt worden war,

  • Soldaten im Kampfanzug, die in einem verlassenen Dorf heldenhaft kämpften, Schusswechsel, um einen armenischen Friedhof zurückzuerobern, der in aserbaidschanische Hände gefallen war,

  • eine junge und schöne Leutnantin, die mit einem Lächeln sagt, dass die letzte Kugel für sie sein wird, aber in der Zwischenzeit alle anderen für die Eindringlinge bestimmt sind,

  • ein Priester, der sagt, dass er sein Kloster nicht verlassen wird, egal was der Preis dafür ist,

  • Soldaten, die aus der Kirche kamen, wo sie mit tränengeröteten Augen kleine Votivkerzen anzündeten,

  • alte Armenier, die am frühen Morgen wie eine Armee von Sisyphos die Glasscherben aus den gesprengten Gebäuden entfernten, um sie in einen Lastwagen zu laden,

  • und keine Anzeichen von Hass.

Nur das Bedauern, dass diese Strafexpedition, die diese Folge des von Aserbaidschan geplanten Völkermordes ist, kein wirklicher Krieg war, in dem das armenische Volk seinen Mut und seine Tapferkeit hätte unter Beweis stellen können.

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Les Nouvelles d’Arménie:
Es ist von einem Kampf der Kulturen die Rede, aber ist es nicht auch ein Zusammenprall zwischen einem demokratischen Gebilde und zwei autoritären oder gar diktatorischen staatlichen Gebilden, insbesondere im Falle Aserbaidschans?

Michael Onfray:
Dies schließt einander nicht aus:

Demokratie ist etymologisch gesehen die Macht des Volkes. Seit der Französischen Revolution, die die Theokratie abschaffte und eine Republik dekretierte, ist die Demokratie klar gegen die Theokratie – zumindest gegen Männer, die diese Macht für sich beanspruchen.

Der Islam ist grundlegend und im Wesentlichen theokratisch.

Eine demokratische Formel des Islam würde bedeuten, dass man sich viele Freiheiten mit dem Text des Korans nehmen müsste, einschließlich eines totalen Bruchs mit der Scharia. Demokratische Fortschritte in den Ländern des Islam gab es erst, als die Religion in den Hintergrund trat.

  • Wenn dies ein Kulturkrieg ist, wo steht dann die westliche Welt in diesem Krieg?

  • Wie kann man die Kleinmütigkeit der Christen etwa in Frankreich und einer Zeitung wie La Croix erklären?

  • Und was kann Armenien vom Westen erwarten?

Der Westen ist ängstlich und feige.

Er fürchtet Bedrohungen und reagiert auf islamistische Angriffe nur mit Kerzen und Plüschtieren, Gedichten und Liedern.

Wenn sein Volk massakriert wird, unterschreibt das Staatsoberhaupt dieses schreckliche Mantra der Unterwerfung, das von den Massenmedien aufgegriffen wird: „Meinen Hass wirst du nicht haben“.

Aber ein Land, das sagt, dass es auf seinen Hass mit einem Kuss der Liebe antworten wird, ist bereits tot !

Emmanuel Macron wird persönlich von Erdogan beleidigt, der seine psychische Gesundheit in Frage stellt, aber er tut nichts und sagt nichts.

Frankreich wird von demselben Erdogan bedroht, aber es tut nichts und sagt nichts.


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Europa wird von Erdogan als zukünftiges Kriegsgebiet vorgestellt, um den Terror des Dschihads zu installieren,

aber Europa bewegt sich nicht, tut nichts, sagt nichts.

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Frankreich ist unterwürfig, das hat Houellebecq in seinem gleichnamigen Roman schon sehr gut erzählt…

Was La Croix betrifft, eine linke katholische Zeitung,
die ich nicht lese, weil sie mehr links als katholisch ist…

Sie ist der Ideologie des Papstes Franziskus verpflichtet, von dem ich, wenn ich Christ wäre, sagen würde, dass er der Antichrist ist!

Noch nie hat ein Papst so viel getan, um die Zersetzung des Christentums zu beschleunigen. Benedikt XVI., der sich in Regensburg richtig über das Verhältnis von Islam und Christentum geäußert hatte, hat nicht ohne Grund den Rücktritt gewählt…

Die Islamo-Linke und der ökumenische Katholizismus des Zweiten Vatikanischen Konzils sind Weggefährten.

Schauen Sie sich nur die jüngsten Erklärungen Melenchons an, in denen er sich sehr für Papst Franziskus ausgesprochen hat, als er seine neueste Enzyklika „Fratelli Tutti“ veröffentlichte !

Ich weiß nicht, wie ich Ihre letzte Frage beantworten soll:

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Wenn Frankreich von einem Gaullisten geführt würde,

der in der Lage wäre, eine europäische demokratische Koalition im Namen der Werte unserer Kultur zu führen, würde er an einer demokratischen Front arbeiten, die Armenien sofort zu Hilfe käme.

Wenn Armenien nicht geschützt und verteidigt wird,
wird es das Tor zu unserem Ende sein…

 

Aber wir haben eben kein gaullistisches Staatsoberhaupt !

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Macron ist sogar ein emblematischer Anti-Gaullist,

  • der ein Verfechter eines Frankreichs ist,

  • das in einem Europa des Marktes verwässert wird,

  • das dazu bestimmt ist, als Sprungbrett für eine planetarische Regierung zu dienen.

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Dieses verwässerte Frankreich ist ein zusätzlicher Vorteil für die Islamisten,
die sein Ende wollen.

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Quelle: