Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi

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Edward Pentin: Übrigens, was sollten Ihrer Meinung nach die Prioritäten für das nächste Konklave sein?

Don Nicola Bux:
Nach Meinung maßgeblicher Laien und Kirchenmänner muß das nächste Konklave einen Papst wählen, der sich seines apostolischen Auftrags, seiner Bindungen und seiner Pflicht zur Bewahrung des status generalis Ecclesiae bewußt ist.

Es wird darum gehen, einen Papst zu wählen, der den katholischen Glauben fördert, um dem Rückgang von Priestern und Gläubigen im Westen Einhalt zu gebieten,

der durch die Säkularisierung verursacht wird, die die Kirche durchdrungen hat (Peguy machte die Kleriker für die Entchristlichung verantwortlich),

jene Säkularisierung, der zufolge die wichtigsten Werte, die die Grundlage der Gesellschaften bilden, nicht religiös sind oder, wenn doch, auf „säkulare“ oder rationale Weise begründet werden müssen.

Das hat zu einer politisch korrekten, von religiösen Konnotationen befreiten Sprache geführt, zum Verlust des Sinns für Grenzen (typische Beispiele sind Abtreibung, die sogenannte Homo-Ehe, Gender, Euthanasie usw.), zum Verlust des Heiligen und zur Umwandlung des religiösen Glaubens in eine „humanitäre“ Religion, des Evangeliums in Moralismus und der Predigt in eine Kundgebung.

Die Priorität des Konklaves ist daher ein katholischer Papst, da sonst der Glaubensverlust nicht nur die Folge, sondern auch die Ursache für die Säkularisierung des Christentums sein wird, das letztlich irrelevant zu werden droht.

Das nächste Konklave wird klären müssen, was „pastoral“ ist:
Bislang weiß das niemand, und der Ausdruck wird als Türöffner benutzt, um alles in der Kirche zu rechtfertigen. Es muß die inzwischen entwertete Mission wieder in den Mittelpunkt stellen und die Grenzen der Ökumene und des interreligiösen Dialogs klären. Selbst Modernisten und Progressive sind sich dessen bewußt.

Die Säkularisierung ist mit der Evangelisierung zu bekämpfen. Der Kampf gegen den Klerikalismus darf nicht die Identität des Klerus untergraben, der eine von den Gläubigen und Ordensleuten getrennte Ordnung ist.

Der nächste Papst muß in seinem Programm vor allem die Stärkung des Glaubens vorsehen, damit die christlichen Familien und die Priester- und Ordensberufe gedeihen können.

Es muß eine Rückkehr zum Lehramt geben, das unfehlbar über Fragen der Familienmoral entscheidet und Bischöfe ernennt, die die apostolische Tradition akzeptieren. Das jetzt latent vorhandene Schisma wird sich dadurch wahrscheinlich abschwächen, auch wenn die „Verfolgung“ durch die säkularen Medien zunehmen wird.

Es ist notwendig, die lebendigen Kräfte der Kirche mit einem Pontifikat freizusetzen, das auf eine Katholizität schaut, die die Kirchen mit frommen Gläubigen und den öffentlichen Raum mit Zeugen des Glaubens und des Lebens füllt und beweist, daß sie „funktioniert“, weil sie Bekehrungen hervorbringt.

Die katholische Kirche muß einen Pontifex haben, der das sagt und tut, was moralisch, lehrmäßig und liturgisch katholisch ist. Man denke an die Newsweek-Titelseite: Is the Pope Catholic? Klingt es seltsam, daß die katholische Kirche ein Recht auf einen katholischen Papst hat?

Auch die Orthodoxen wollen einen solchen, sonst werden die zentrifugalen Tendenzen unter ihnen überhandnehmen.

Ein katholischer Papst ist auch nötig, um die zerrüttete protestantische Welt wieder zur Einheit zu führen und die vielen suchenden Laien zurück zum Glauben zu bringen, aber auch, um jene Juden, Muslime und Angehörige anderer Religionen zu beruhigen, die den Papst als moralische Autorität sehen, eine Autorität, die zeigt, daß die Grenze zwischen Gut und Böse nicht aufgehoben ist.

Der neue Papst muß in der Lage sein, sich mit der neuen Weltordnung zu befassen, die aus dem Tod der alten hervorgeht und in der der Westen und das westliche kapitalistische System eine geringere Rolle spielen werden; er muß sich von Franziskus unterscheiden, der eine verwirrende und widersprüchliche Beziehung zwischen Ideologie und Utopie zu ihr hatte.

Um der Verwirrung in der Kirche ein Ende zu setzen, muß das nächste Konklave nach Kandidaten Ausschau halten, die auf die Dubia zu Amoris laetitia antworten und

  • Evangelii gaudium korrigieren, wo es heißt, daß das schlimmste soziale Übel die Ungleichheit ist, d. h. die schlechte Verteilung des Reichtums, und nicht die Sünde;

  • Laudato si‘, wo der neomalthusianische Umweltschutz verherrlicht wird, der im Gegenteil die Quelle aller Probleme der vergangenen fünfzig Jahre ist;

  • Fratelli tutti, wo der Kapitalismus für erledigt erklärt wird, ihm dann aber empfohlen wird, wie er überleben und sich mit den Zauberworten „Inklusion“ und „Nachhaltigkeit“ tarnen kann.

 

Vor allem wird nicht gesagt, daß wir uns nicht als Brüder erkennen können, wenn wir nicht den Vater im Himmel als unseren Vater erkennen.

Das hat Jesus gesagt.

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Quelle:

 

Siehe dazu auch: