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28.07.2023

Dreimal hintereinander hat Thomas von Aquin ein Jubiläum. Im Jahr 2023 ist er seit 700 heilig, im Jahr 2024 ist er seit 750 Jahren tot, und im Jahr 2025 ist er seit 800 Jahren lebendig. Deshalb diese neuen Blicke auf die alten Geschichten.

Am 7. März 1274 hat der Schöpfer des Lebens das Leben des Thomas von Aquin wieder in seine Hände genommen. Thomas war gerade auf dem Wege von Italien nach Frankreich zum Konzil von Lyon, als ihn in Fossanova zwischen Neapel und Rom der letzte Ruf erreichte. Wie bekannt hatte er diese Rückkehr bereits drei Monate vorher angetreten, als er am Nikolaustag des Jahres 1273 zu seinem Sekretär Reginald von Piperno nach der Frühmesse gesagt hatte: Ich werde in Zukunft nichts mehr schreiben! Im Vergleich zu dem, was ich heute gesehen habe, ist alles, was ich geschrieben habe, bloßes Stroh. Palea est! Die Demut des Aquinaten konnte seine Kritiker nicht beruhigen, sie ließen sich nicht davon abhalten, ihm schwere Vorwürfe zu machen, denn was Thomas geschrieben hatte, schien von der Tradition in wichtigen Punkten abzuweichen. So hatte er den Aristoteles hoffähig gemacht, der bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts päpstlich verpönt war. Der Papst hatte eigens Legaten durch Europa gesandt, um die Lektüre des Philosophen zu verbieten, denn dieser lehrte die Ewigkeit der Welt, was einfach Atheismus ist. Aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte der gleiche Papst mit anderem Namen wiederum Legaten durch Europa gesandt, ebenfalls mit anderen Namen, die diesmal erst das Studium des Aristoteles vorschrieben, bevor die heilige Theologie studiert werden konnte. Genauer gesagt, ging es um die Studienordnung von 1366 an der Sorbonne in Paris. Als diese wieder einmal überprüft wurde, forderten die päpstlichen Legaten, wer in Paris die Lizenz in Philosophie erwerben wolle, müsse sämtliche Bücher des Aristoteles studiert haben. Erst mit dieser Lizenz könne er Theologie studieren.

Aber zwischenein war auch ein Wunder geschehen, und das Wunder hieß Thomas von Aquin. Er hat von 1225 bis 1274 gelebt und das Unmögliche vollbracht, er hat die Ewigkeit der Welt mit dem Anfang der Welt verbunden. Das war die Verbindung von Bibel und Philosophie, von Glaube und Vernunft. Eigentlich ganz unmöglich, denn entweder ist die Welt ewig oder sie hat einen Anfang. Gibt es ein Drittes? Thomas hat dem Philosophen strenge Grenzen gesetzt und konnte der Lehre von der Ewigkeit der Welt den Stachel ziehen. Was von Aristoteles nach der Behandlung durch Thomas übrig blieb, war ein neuer Blick auf die Einzelheiten der Schöpfung, ohne die Gesamtheit der Schöpfung aus dem Blick zu verlieren. Der Schöpfer blieb Schöpfer, aber seine Schöpfung erstrahlte in neuem Lichte. Auf diese alten Geschichten werfen wir jetzt einen neuen Blick, indem wir mit Thomas auf Aristoteles schauen.

Am 18. Juli des Jahres 1323 wurde Thomas von Aquin in Avignon durch Johannes XXII. heilig gesprochen. Damit hatte der Streit um Thomas in der Kirche ein Ende. Nach 1323 bezweifelte niemand mehr die Rechtgläubigkeit des thomanischen Denkens. Zwar gab es weiterhin andere Denkarten der Theologie in der Kirche, etwa die Augustinische Theologie, die den Blick nach innen gerichtet hielt, oder den Scotismus, der auf Duns Scotus zurückgeht, der eine Generation später als Thomas gelebt hat, und der ein grenzenloses Vertrauen in die Vernunft zur Erkenntnis Gottes gehabt hat. Aber der Vorwurf der Häresie, der fünfzig Jahre über dem Aquinaten geschwebt hatte, war jetzt vom Tisch.

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