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von Roberto de Mattei*

Worin besteht der christliche Frieden? Der moralische Imperativ der Kirche ist der Friede, der ein Gebot göttlichen Rechts ist. Frieden ist jedoch nicht die bloße Abwesenheit von Krieg, sondern gründet sich auf der von Gott geschaffenen Ordnung, und nur der Staat, der diese Ordnung fördert oder zumindest respektiert, kann sich politischer und sozialer Ruhe erfreuen.

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Die Kirche hat stets die Legitimität des Krieges gelehrt, der aus einem gerechten Grund geführt wird. Ihre traditionelle Doktrin läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Der Krieg an sich, als Anwendung von Gewalt, ist weder an sich gut noch an sich schlecht: Er wird gut oder schlecht, gerecht oder ungerecht, je nach den Zielen, die er zu erreichen sucht. Der Krieg ist ungesetzlich für diejenigen, die ihn ohne gerechten Grund und in unangemessener Weise führen, aber er ist rechtmäßig, ja in bestimmten Fällen sogar richtig für diejenigen, die ihn mit gerechtem Grund und in der richtigen Weise führen. Insbesondere ist ein Verteidigungskrieg gegen einen ungerechtfertigten Angreifer immer rechtmäßig, da Völker wie Individuen das natürliche Recht auf Selbstverteidigung haben.

Heute, angesichts der dramatischen Realität eines kriegerischen Konfliktes, der Europa mit Blut befleckt, ist als grundlegende Frage zu klären, ob es geistige und moralische Güter gibt, die so wertvoll sind, daß sie es verdienen, verteidigt zu werden, selbst um den Preis, daß man die Schrecken der modernen Kriegsführung erleidet. Vor die Wahl gestellt zwischen legitimen Gütern unterschiedlicher Qualität, wie dem materiellen Wohlstand des Volkes oder seinem moralischen Erbe, wird der Regierende immer die höheren Güter den niedrigeren vorziehen müssen, selbst um den Preis, letztere in einem Krieg zu opfern. Für christliche Seelen sind Krieg und Tod nicht unbedingt das größere Übel. Der Krieg ist, wie Romano Amerio feststellte, nur für diejenigen das größte Übel, die eine irreligiöse Auffassung vertreten, die das höchste Gut im Leben und nicht im transzendenten Zweck des Lebens sieht (Iota unum, Mailand-Neapel 1985, S. 379). Für jene, die im Gegenteil den Vorrang des geistigen Lebens vor dem materiellen Leben bejahen, wird das Verhältnis zwischen den durch den Krieg verursachten Übeln und dem Gut, das er schützen soll, immer zugunsten des Guten ausfallen, solange das behauptete und verletzte Recht wichtig ist. Der Christ muß die Existenz des Bösen dulden, aber er begehrt es nicht, und er tut es auch nicht aus schwerwiegenden Gründen, um das Gute zu erreichen. Im Kriegsfall bleibt das Ziel das Gut des Friedens; die Mittel, die er wählt, um dieses Ziel zu erreichen, auch wenn sie mit Waffengewalt erfolgen müssen, müssen immer gut und gerecht sein. Nur in diesem Fall kann ein Krieg als gerecht bezeichnet werden und darauf abzielen, durch Gerechtigkeit den Frieden wiederherzustellen: opus iustitiae pax („Der Friede ist das Werk“, Jes 32,17).

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