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Hinter der Fassade der Wahl stellt sich in Europa die Systemfrage: Globalisierung oder Patriotismus ?

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Hinter der Fassade der Europa-Debatte taucht immer deutlicher die Systemfrage auf: Globalisierer gegen Patrioten.

Natürlich ist Europa schon einen Schritt weiter als die reinen Nationalstaaten.

Europa habe nur eine Zukunft als Föderation von Staaten, als „Staatenverbund“, wie hellsichtige deutsche Staatsrechtler unablässig betonen, unter anderen Udo di Fabio oder Paul Kirchhof.

Aber diese Kooperation setzt voraus, dass das Prinzip der Subsidiarität wieder beachtet wird.

Ernest Renans Rede 1882 in der Nationalversammlung mit der berühmten Definition von der Nation als täglichem Plebiszit steht solchen Gedanken nicht fremd gegenüber.

Immerhin sagte Renan am Schluss seiner Rede: „Die Nationen aber sind nichts Ewiges. Sie haben einmal angefangen, sie werden einmal enden. Die europäische Konföderation wird sie wahrscheinlich ablösen.“ Wichtiger war ihm die Freiheit.

Die Existenz der Nationen sah er als notwendig an, denn sie sei „die Garantie der Freiheit“.

Allerdings war der Begriff der Freiheit gerade in Frankreich durch die Große Revolution hundert Jahre zuvor ausgehöhlt worden.

Freiheit wurde Beliebigkeit und die Gleichheit der Personen vor Gott war zum Kollektiv vor dem Gesetz degradiert worden.

Der verhängnisvolle Zug der Ideologien, darunter auch der Nationalismus in seiner ausgrenzenden Form sowie der Sozialismus und Kapitalismus, begann seine Fahrt durch das 20. Jahrhundert. An seinen Bahnhöfen zwischen Paris, Berlin und Moskau stieg die Menschlichkeit aus und mit ihr die Freiheit.

Aber unter der Asche des im 20. Jahrhundert zerstörten Europa schlummerte noch abendländische Glut. Adenauer, de Gaulle, Schumann, de Gasperi und andere Katholiken bauten das alte Europa neu wieder auf, das Europa der Regionen und Religionen, das Europa der Dankbarkeit und Freiheit.

Die Verbindung von Geist und Welt wurde wieder eine politische Realität.

Ihren Nachfolgern ging es mehr um den Handel mit Gütern statt den Export von Ideen, sie bauten den Wohlstand aus und erweiterten die EU, vor allem nach dem Fall der Mauer.

Die Globalisierung schließlich ließ die geistige Klammer vollends rosten.

Heute ist das Christentum aus den Verträgen und Verhandlungen verbannt. Man hält Abtreibung für ein Recht, verneint die Natur des Menschen, gendert nach Belieben alles und jeden.

Ein entseeltes Europa aber ist nicht mehr attraktiv.

Als Gegenreaktion besinnen sich die Menschen auf ihre regionalen Besonderheiten, ihre Geschichte und Kultur, ihre Traditionen und Bräuche, ihre Sprachen und Künste.

Es sind geistige Klammern en miniature, Orientierung und Halt in überschaubaren Räumen.

Identität bietet heute nicht mehr nur der christliche Glaube, sondern der Landsmann, das Bekannte, das Gewohnte, das Vertraute.

Dieser innere Zerfall in kleine Einheiten wäre eine ebenso große Gefahr für Europa wie die Walze der Globalisierung es schon ist.

Es fehlt die große geistige Klammer der Nationen.

Die Klima-Ideologie kann diese Klammer nicht schaffen, auch wenn sie in autistisch anmutenden Jugendmärschen geradezu religiöse Züge annimmt.

Die Natur des Menschen ist die Klammer
– und der Kern der Systemfrage zwischen Globalisierung und Nation.

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